Samstag, 26. Dezember 2009

Die erste Woche ist rum.

Ich wünsche euch allen, ob Blogleser oder nicht, fröhliche, besinnliche, geruhsame und sonst was Weihnachten. Ich befinde mich derzeit auf der Fähre von Wellington nach Picton, es geht also von der Nord- auf die Südinsel. Da so eine Fährüberfahrt nicht allzu spannend ist schreibe ich euch diesen Blog einfach mal so, auch wenn ich nicht weiß wann ich ihn abschicken kann. Ich werde mal nach der Fertigstellung nach einer Internetmöglichkeit umschauen.

Heute ist Weihnachten, bzw. ist heute der erste Weihnachtsfeiertag und somit übergeben sich die Kiwis heute fleißig Geschenke, aber dass das hier etwas anders ist hatte ich ja schon einmal erwähnt. Seit genau einer Woche sind wir auf Reise, wir das sind zum einen Matthias, mit dem ich mich ja schon im November auf nach Wellington gemacht hatte, Till, ein Freund von Matthias und der Verfasser dieses Blogs. Man könnte schon allein nach einer Woche auf der Straße zwanzig Blogeinträge schreiben, da aber dieser eine euch möglicherweise noch gerade so vor dem Bildschirm behalten wird belasse ich es mal dabei. Dann geht’s also los, durch die ganze Nordinsel, von Auckland nach Wellington, inklusive TRAUMhafter Landschaften, nicht enden werdender Automissgeschicke und merkwürdiger Begegnungen, ich versuche mich kurz zu fassen :).

Von Helensville nach Auckland hat mich erst noch meine Houseleaderin mitgenommen, vorher habe ich mich noch von „meinen“ Behinderten verabschiedet, dann gings los, see ya in six weeks. In Auckland angekommen bin ich dann mit dem Bus nach Hamilton gefahren, der fünf größten Stadt Neuseelands, dort sollte ich Matthias und unseren Van treffen, sollte ich. Auf der Hälfte der Busfahrt rief mich Matthias an; der Van tut nichts mehr, wahrscheinlich ist die Batterie leer, er sucht nach einer Starthilfe, die er dann auch gefunden hat, mit zweistündiger Verspätung ging dann endgültig unser Reisemonat los.

Geführt hat uns dieser erst nach Raglan an die Westküste, der Surferhauptstadt Neuseelands. Da wir alle keine Surfer sind hat uns dieser Ort uns nicht allzu groß angezogen und wir sind weiter, auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz. Da unser Van einigermaßen geräumig ist eignet er sich halbwegs als Unterkunft, zwei Matratzen passen übereinandergestapelt rein, Till hat sein eigenes Zelt. Nach fast einer Stunde Suche offenbarte uns dann auf einer erbärmlich zu befahrenen Straße ein kleiner Pfad der uns zu einem kleinen abgelegenen Plätzchen führte, niemand sollte uns dort eigentlich finden, dachten wir. Als wir gerade beim Vorbereiten unserer nächtlichen Ruhestätte waren hörten wir ein Auto genau vor unserem Pfad stoppen, zwei große Menschen unseren Alters und männlicher Gestalt stiegen aus, gleich nach dem ersten Satz den sie von sich gegeben haben (irgendwas ob wir hier schlafen), war mir klar – Deutsche! Wir befanden uns mehr als nur irgendwo im nirgendwo und man trifft zwei Deutsche, genauer kamen sie aus Potsdam (beide kannten sogar Eberswalde), die ein bisschen Work and Travel machen und im Sommer auf Surferurlaub aus sind. Nach dieser sehr einzigartigen Begegnung, ich hoffe, dass das nicht allzu oft passiert, wurde Abendbrot gemacht, Pasta - das Standardgericht für die nächsten Tage. Die Nacht war mehr als nur unbequem, da man den Sitz der zweiten Reihe nicht genau runter klappen kann, hat man unter seinen Unterleib genau einen zehn Zentimeter hohen Hügel, der einen nicht unbedingt entspannte Nächte bringt, aber ich werd mich jetzt nicht über jede einzeln Kleinigkeit, die das Leben eines Low Budget Touristen mitbringt beschweren.

Am nächsten Morgen, das traditionelle Frühstück besteht aus ungetoastetem Nutellabrot, fuhr uns der Van weiter südlich, genauer zu den Waitomo Caves. Die Waitomo Caves bestehen aus ganzen Systemen unterirdischer Höhlen, die vor allem mit Touristen gefüllt sind, man kann dort von der Decke hängende Glühwürmchen betrachten oder mit einem Reifen ein Großteil der Höhlen durchqueren. Wir haben uns für die zweite Variante entschieden, Glühwürmchen sind nicht unbedingt so unser Ding. Wir wurden in einen stinkenden Neoprenanzug verpackt, bekamen einen Reifen in die Hand gedrückt und auf ging es in 60 Meter Tiefe. Die Hälfte wurde auf dem Reifen durch die stock dunklen Höhlen gepaddelt, wir hatten eine Lampe auf unserem Helm und einen Führer der uns den Weg gezeigt hat, die andere Hälfte sind wir mit unseren Gummistiefel ähnlichen Schuhen durch die caves gewandert. Dabei fror man sich mehr als nur den Arsch ab, das Wasser war zehn Grad kalt. Der Höhepunkt war dann ein Sprung einen vier Meter hohen Wasserfall runter, dass wars dann. Insgesamt hat es schon Spaß gemacht, auch wenn ich mir etwas mehr atemberaubende Höhlenfahrten erwartet hatte, Bilder folgen irgendwann, weiß noch nicht wie ich das ohne Internet machen kann.

Anschließend sind wir zu Matthias seinem Camp gefahren, dort konnten wir zwei Nächte für lau übernachten, nimmt man ja gern. Auf dem Weg gab es dann die nächste Vangeschichte – wir hatten kein Benzin mehr. Da unsere Tankanzeige immer noch nicht funktioniert konnten wir unseren Benzinstand natürlich nicht einsehen, die Lampe hatte zwar geleuchtet, aber man wird ja aus solchen Vorfällen immer schlauer. Till ist dann zur nächsten Tankstelle per Anhalter gefahren; gleich das erste Fahrzeug hat angehalten, ein Truck der neuseeländischen Post. Zurück kam er dann auch wieder und so sind wir dann glücklich im Camp angekommen.

Das nächste touristische Highlight wurde dann am nächsten Tag absolviert, der Lauf des Tongariro Alpine Crossing. Eigentlich wollte ich den beliebtesten neuseeländischen Wanderweg ja schon im November laufen, aber damals hatte ja das Wetter No gesagt. Diesmal sah es deutlich besser aus, zwar war es anfangs bewölkt, es klarte aber immer mehr auf. Am liebsten würde ich euch alle Hundert geschossenen Bilder zeigen, ich versuche den gesamten Weg mal in wenigen Worten zu beschreiben. Wie schon einmal erwähnt verläuft das Crossing entlang dreier Vulkane, somit brauche ich also nicht zu sagen, dass die Landschaft mehr als nur beeindruckend ist. Einer der drei Vulkane ist der sogenannte Mt. Ngauhoene mit einer Höhe von 2.285 Meter, der dritt größte Berg der Nordinsel. Der Vulkan wird euch aber wohl besser unter dem Namen Schicksalsberg oder Mt. Doom bekannt sein. ‘Das war doch der Berg aus…‘, genau aus „Herr der Ringe“, Frodo muss den Ring in diesen Vulkan hineinwerfen und ich war am Fuße genau dieses Berges. Naja, aber so ein Berg sieht ja aus der Distanz zwar schön aus, aber von Oben bestimmt noch besser, das war jedenfalls der Gedanke von mir und Till (Matthias hatte das Crossing vor zwei Wochen schon absolviert) und so sind wir hoch auf den Schicksalsberg, ohne Ring am Hals und Golumm hinter uns. Wir befanden uns am Beginn auf circa. 1600 Meter, hatten also noch etwas vor uns und der Gipfel war total bewölkt. Was soll man sagen, ich habe selten etwas so anstrengendes absolviert, Bilder würden an dieser Stelle wohl mehr als Worte sprechen, aber die gibt es ja jetzt nicht. However, wir haben es geschafft nach einem zweistündigen Anstieg, standen wir auf dem Gipfel im kompletten Nebel und vor uns ein riesengroßer Krater. Ein paar andere Wanderer hatten den Weg nach oben auch gefunden, einer davon hatte eine Querflöte bei, nach anfänglicher Verwunderung und Nachfrage wieso, warum, weshalb, nahm der Besitzer, ich glaub es war ein Franzose, seine Flöte und fängt an zu spielen. Er spielte nicht irgendein Lied, er spielte doch tatsächlich den Soundtrack von Herr der Ringe, auf dem Schicksalsberg, auf dem Mt. Doom, ein magischer Moment, man hätte weinen können, hab ich aber nicht. Der Abstieg war dann nicht allzu schwierig, wir benötigen eine Stunde und es war mehr ein Ski fahren, denn ein wandern. Der Rest des Weges war dann nach der zuvor überstandenen Tortur nur noch ein Klacks, der noch drei weitere Stunden dauerte und jetzt an dieser Stelle keine Erwähnung finden soll.

Ebenso wie der größte Teil des Dienstages, den wir hauptsächlich auf der Straße verbracht haben. Wenn da nicht Teil drei unserer never ending Vanstory gewesen wäre. Am Morgen wurde zunächst noch die Batterie gewechselt, die alte hatte schon zehn Jahre auf dem Buckel und wurde in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Auf unserem Weg an einen Ort an der Westküste sind wir mitten durch das Herz der Nordinsel, was auch gleichzeitig mit dem Nirgendwo gleichzusetzten ist, die Straßen hatte wieder einmal zwanzig Kilometer keinen Asphalt vorzuweisen und war nur so von Kurven geprägt, kein unbedingt Sprit sparendes Terrain. So leuchtete dann also auf einmal wieder die Tankanzeige auf, inklusive jetzt gekauften Kanister hatten wir vielleicht Benzin für 112 km, aber Minuten zuvor zeigte uns ein Schild – Next 100 km no petrol station! Da die Möglichkeiten per Anhalter zur nächsten Tankstelle zu kommen dieses Mal sehr begrenzt waren entschieden wir uns nach der Hälfte lieber irgendeinen Farmer zu fragen. Gleich der erste hat uns mit offenen Armen empfangen und verkaufte uns den Liter für 2,5 $, quasi zu deutschen Preisen, an Tankstellen kostet der sonst 1,65 $, egal „Lebbe geht weida“. So auch unsere Fahrt, abends um 23 Uhr sind wir in einem weiteren Camp angekommen, kurz vor Wellington, in diesem konnten wir wieder für nichts übernachten, diesmal für drei Nächte.

Die darauf folgenden zwei Tage haben wir dann etwas in Wellington unternommen, am ersten Tag wurde größtenteils in Vorbereitung auf die anstehenden Wanderungen geshoppt, am zweiten haben wir uns das neuseeländische Nationalmuseum, das Te Papa, zu Gemüte geführt. Mit Shoppingbeuteln beladen wollten wir am Mittwoch dann ganz gemütlich wieder zurück ins Camp. Am Van angekommen gabs zwei Überraschungen, die erste offenbarte sich in Form eines Strafzettels für falsch parken, 40 $, unnötig, aber passiert. Die zweite Überraschung hatte dann wieder einmal unser Van parat, ich war mit dem Fahren an der Reihe, ganz entspannt habe ich den Zündschlüssel reingesteckt, umgedreht und, und es passierte nichts, noch nicht einmal ein einziges Lichtlein blinkte, es stellte sich heraus, dass jemand das Licht für ca. 8 Stunden angelassen hatte, ich war es nicht, ist aber auch wurscht. Da aber Dr. Pech nun genug von uns gehabt hatte, fanden wir nach zehnminütiger Suche einen Kiwi der uns Starthilfe gewährleistet hatte, im Camp gab es dann sogar eine Aufladung der Batterie for free, Glück gehabt.

Der gestrige Heiligabend wurde von uns allen zum ersten Mal fern der Heimat verbracht, ein sehr komisches Erlebnis, da sich alles überhaupt nicht nach Weihnachten angefühlt hatte. Abendbrot wurde in einem indischen Restaurant gegessen, war ok, aber dem Anlass nicht angemessen.

So meine lieben, die Fähre nähert sich jetzt immer mehr ihrem Ziel, um mich herum zeigt sich schon die einzigartige Landschaft, man soll ja angeblich ein komplett neues Land betreten, schaun ma mal.

Ich hoffe mal ich kann diesen Blog sehr zeitnah absenden und nicht erst im neuen Jahr, oder so.

Für dieses wünsche ich euch schon mal einen Guten Rutsch!

Lasst alle Tiere am Leben!!

Grüßt die Kiwis!!!
Euer Michi

Freitag, 18. Dezember 2009

"He is coming back!"

Morgen ist nun der Tag gekommen, der Tag der mir von Agnes schon seit 4 Monaten wie eine Art Mantra vorgehalten wurde, jedes Mal wenn sie mich einer anderen Person, ihren "Freunden" (alle Menschen die sie beim Namen kennt sind, bezeichnet sie als solche) vorgestellt hat; "That's Michael, he is from Germany, he is leaving on the 19th", ihr Gesprächspartner:"Oh is he, in September or when?", Agnes wieder: "No December, eh Michael, you are leaving in December, aren't you?" "Yes Agnes, still three months to go." An diesem Grundaufbau meiner Vorstellung durch Agnes hat sich im Großen und Ganzen nichts verändert, höchstens die Anzahl der Monate und seit ein paar Tagen hat sie auch noch einen Satz hinzugefügt, aber dazu später mehr.

Wie ihr seht, der Weihnachtsmann hat den Osterhasen also wieder deutlich überholt und es ist nur noch eine Woche bis zum heiligen Fest, da ich mich mit meinen Füßen ja auf einem früheren Kolonialgebiet Großbritanniens befinde, wird Weihnachten erst richtig am 25. gefeiert, wobei die Menschen in meiner Umgebung das nicht so ernst nehmen, es werden jetzt schon munter Karten versandt und Geschenke vergeben. Bei mir selber ist jedoch noch keine großartige Weihnachtsstimmung zu erkennen, was wohl ganz einfach zu begründen ist; es riecht nicht und es fühlt sich nicht nach Weihnachten an. Ich hab kein einziges Mal den Duft eines Räuchermännchen verspüren dürfen, kein einziger Schwibbogen erstrahlt die Fenster, die Menschen laufen in Flipflops anstatt in dicken Winterstiefeln, sie tragen Sonnenbrille, bauchfreie Shirts und kurze Hosen, anstatt Handschuhe, Schal und Wollkragenpullover. Weihnachten im Sommer, klingt komisch und ist es auch. Ich mag es nicht unbedingt. Mir kam die große Ehre zu Gute unser Haus weihnachtlich zu gestalten. Im Keller gab es zwei große Kartons, in denen sich hauptsächlich goldene Glitzergirlanden, lila Weihnachtskränze und jede Menge bunte Lichterketten befanden. Alles total Hässliche hab ich gleich in den Kartons gelassen, alles halbwegs hässliche hängt jetzt bei uns im Haus. Auch wurde ich beauftragt den Weihnachtsbaum aufzustellen und zu dekorieren. Ich habe noch einen so schrecklichen Weihnachtsbaum dekoriert, mögen es die 25 Grad sein, seine Zweige haben in alle Richtungen gezeigt, nur nicht in die richtigen. Auch musste ich Rachael davon abhalten lila Lametta bzw. überhaupt welches ran zu machen; meine Ausrede war "Äh, äh purple tinsel (englisch für Lametta) makes the tree ill", böser Junge, im Endeffekt hat sie es sein lassen. Hier das Resultat.

Nun zu dem schon eingangs erwähnten von Agnes seit ein paar Tagen immer öfter verwendeten Satz, er lautet: "He is coming back!" Seit Dienstag ist es offiziell, nach meinen sechs Wochen Reisezeit werde ich zu "meinen" Behinderten zurückkehren. Es ist eigentlich so üblich, dass ein Freiwilliger nach sechs Monaten sein Projekt wechselt, jedenfalls in Neuseeland. Seltsamerweise sind gerade im Mount Tabor Trust immer wieder Freiwillige, die jedoch ein ganzes Jahr bleiben, da gehöre ich nun auch dazu. Warum? Ich möchte das jetzt nicht groß ausschlachten, nur so viel; ich fühle mich unglaublich wohl in meiner Arbeit. Ich hätte das nach meiner ersten Woche nie für möglich gehalten, aber es ist wahr, die Leute, nicht nur die Behinderten, sind mir ein bisschen ans Herz gewachsen, ich hoffe nur, dass ich dann nach einem Jahr mit behinderten Menschen keine großartigen geistigen Schädigungen aufweise, so ein paar Macken hab ich ja schon. Die Entscheidung jedenfalls steht jetzt endlich, es hat etwas gedauert, da ich mir selber auch nicht hundertprozentig sicher war, aber wer weiß was für Abenteuer vom Februar bis zum Juli noch auf mich warten.

Da aber alles hier schon so ein bisschen auf Abschied eingestellt war, war für Donnerstag ein Farewell- Picknick geplant, daraus wurde eben ein Comeback- Picknick. Es ging mit der ganzen Sippe, außer Robbie (er sagte seinen traditionellen Satz, wenn es irgendwo hingeht: "I'm tired, I'm staying here and looking after place!"), zum Piha Beach, einem Strand in der Nähe von Auckland.
Der Van war trotz Robbies Abwesenheit gerammelt voll, da wir mehr Support Worker waren als Core People.
Auf dem Weg zum Piha Beach muss man durch eine Art Wildpark, den sogenannten Waitakere Ranges, da ich bislang noch kein Auto hatte konnte ich hier noch keine Wanderung unternehmen, wird aber dann im zweiten Halbjahr sicherlich nachgeholt. Man hat von hier auch eine sehr schöne Sicht auf die Skyline von Auckland.
Nach circa einer Stunde Fahrt waren wir endlich am Ziel angekommen, einem der angeblich schönsten und gefährlichsten Strände rund um Auckland. Er hielt was er versprach, zwar gabs schon einmal schönere, aber wir wollen ja nicht gleich meckern. Gefährlich ist der Strand, deshalb da die Strömung wohl sehr tückisch sein soll und man ganz schnell wegetrieben werden kann und man so auf einmal plötzlich einen der zahlreichen Felsen vor sich hat. Geprägt wird der Strand vom sogenannten "Lions Rock", überraschenderweise soll der kleine Hügel einen schlafenden Löwen darstellen; könnt ihr einen erkennen?
Am Fuße des Hügels angekommen wurde erst einmal Mittag gegessen.
Da achtundsiebzigjährige Zwillinge nach zwei Stunden ohne ihr Puzzel Entzugserscheinungen zeigen, mussten wir uns nach dem Lunch auch schon wieder los machen, ich konnte noch ganz schnell einen kleinen Pfad auf dem Hügel laufen, die Bilder von dort sind als nicht allzu besonders zu erachten. Nichtsdestotrotz war es sein sehr schöner Ausflug, auch wenn man mit Behinderten solch einen Trip nicht im vollem Umfang genießen kann, egal ich will mich ja nicht über mein Leben hier beschweren.

Schon gar nicht über das morgen beginnende. Sechs Wochen wird gereist, quasi gegen den Uhrzeigersinn, es geht nördlichen Auckland zum südlichsten Punkt der Südinsel und wieder zurück. Genaueres werde ich euch dann sicherlich von den sich bietenden Möglichkeiten berichten, wahrscheinlich vorerst ohne Fotos, Schaun ma mal.

Ich wünsche euch somit schon einmal geruhsame Weihnachten!

Auf hoffentlich bald!!

Grüßt die Kiwis!!!

Mit einem fast vollständigen Gruppenbild mit meinen Mitbewohnern verabschiedet sich

Euer Michi

(Von links: Agnes, Ron, Rachael, Hans- Wurst, Roy, Cathy (meine Houseleaderin))

Dienstag, 8. Dezember 2009

90 Minuten ein Kiwi.

.
Bevor sich über diesen Blog und meine Gedanken an die Erlebnisse im November eine dicke Staubschicht legt, werde ich jetzt mal lieber einen Lappen nehmen und euch etwas von meinem kleinen Ausflug in Mitten des neuseeländischen Frühlings berichten.


Es ist schon unfassbare drei Wochen her, als ich fünf Tage in Folge frei hatte und innerhalb dieser Zeit fast die gesamte Nordinsel durchquert habe. Erstes Etappenziel war der Lake Taupo, der größte See Neuseelands, genauer ein Camp an diesem See.(Der See ist leider nicht auf der Karte rechts drauf, er liegt genau in der Mitte der Nordinsel) Dort arbeitet für ein halbes Jahr der Matthias, ein weiterer neuseeländischer deutscher Freiwilliger. Wir haben uns beim Einführungscamp in Neuseeland kennengelernt und irgendwann im Laufe des halben Jahres kamen wir dann auf die Idee zusammen im Sommer auf Reisen zu gehen, zuvor wollte ich mir aber den See mal anschauen und dann hat er mich bei sich eingeladen, wie auch immer, ich war jedenfalls bei ihm. Das Camp ähnelt im Großen und Ganzen dem von Malte und Johannes, welches ich mit Tom Anfang September besucht hatte. Ein Kletterpark, viele Rasenflächen, noch mehr Duschen und Zimmer zum sauber machen, einmal mehr wurde mir vor Augen geführt wie gut es mir mit „meinen“ Behinderten doch geht. Matthias teilt sich ein Klassenzimmer großes Bungalow mit zwei anderen deutschen Freiwilligen, dem Armin und Niklas. Wirklich viel Platz haben sie in deren Zimmern nicht, ein Doppelstockbett und dann vielleicht noch 2,45 m² Freiraum, kein Kleiderschrank. Ist ja aber auch eigentlich egal, ich durfte dort nun für zwei Nächte unterkommen.

Am nächsten Tag, genauer genommen ein Freitag, ging es um sechs aus den Betten (ich dachte eigentlich ich hätte diese unchristlichen Aufstehzeiten vorerst überwunden) es stand einer der beliebtesten Wanderwege Neuseelands auf dem Programm, der Tongariro Alpine Crossing. Man benötigt für diesen 19,4 km langen Wanderweg ca. 8 Stunden, die Fahrt dorthin dauert aber eine Weile, deswegen die frühe Aufstehzeit. Der Crossing verläuft durch die drei noch aktiven Vulkane Mount Ruhapeu, Ngauruhoe und Tongariro und ist dadurch in eine einzigartige Vulkanlandschaft eingebettet. Hier mal ein Postkartenbild.

Nun gut, dieses Bild und vor allem dieses Wetter zeigte sich auf Grund unserer Anwesenheit natürlich nicht. Es war vollkommen bewölkt und keiner der drei Gipfel war auch nur ansatzweise zu sehen. Davon wollten wir uns aber nicht abschrecken lassen, frohen Mutes sind wir dann in die am Fuße des Weges befindliche Touristeninformation, dort wurde uns jedoch alle Hoffnung auf ein Wanderabenteuer genommen. Ab 1600 Meter ist Wind von bis zu 70 km/h zu erwarten, ab 1700 Meter soll es schneien, der höchste Punkt der Wanderung beträgt 1886 Meter. Da mussten dann auch wir, in Jeans und Sportschuhen gekleidet, die Segel streichen und sind einen kleinen knapp zweistündigen Pfad gelaufen. Aber ich komme ganz bestimmt zurück, da ich ja, trotz meines FSJ, auch nur ein durchschnittlicher Neuseelandtourist bin, gehört der Alpine Crossing zum Pflichtprogramm.

Was nun? Haben wir uns natürlich auch gefragt, der Plan besagte eigentlich, dass wir erst am Samstagvormittag nach Wellington, die neuseeländische Hauptstadt, fahren. Wurst fahren wir eben schon Freitag. Wie wir genau nach Wellington kommen sind und wie Matthias und ich im Reisemonat überhaupt mobil sind wird später noch im Blog erwähnt, so viel schon mal vorweg; es war ein Erlebnis.

Irgendwie sind wir jedenfalls in Wellington angekommen. Ursprünglich war angedacht die eine Nacht bei Timotheé zu verbringen. Timotheé war einmal ein Freiwilliger, kein Deutscher sondern ein Franzose, er hat ebenfalls in dem Camp von Matthias gearbeitet, bis es ihm vor lauter Kloputzen und Abwaschen zu viel wurde und unsere Organisation verlassen hat. Er ging dann einfach auf gut Glück nach Wellington und hat an einem Tag eine Unterkunft, eine Arbeitsstelle und eine Freundin gefunden, muss wohl an seinem unverkennbaren französischen Akcent liegen, der klingt wenigstens nach was, nicht so wie dieses langweilige und unsympathische deutsche Englisch. Als wir dann schon vierundzwanzig Stunden früher vor seiner Haustür standen, hat er uns dann vollkommen verschlafen auch für zwei Nächte Asyl gewährt. Timotheé wohnt in einer alten und ziemlich verdreckten Studenten- WG, ich durfte auf einer gefühlt 127 Jahre alten Couch nächtigen, egal Hauptsache ein Bett und eine warme Dusche. Bevor wir uns ins Wellingtoner Nachtleben stürzen konnten, hatte Timotheé noch für uns Abendbrot gekocht. Matthias und ich haben seinen Kochvorgang etwas skeptisch beäugt, es gab Polenta, eigentlich. Er hat wahllos irgendwelche Zutaten in den Topf geschmissen, dass einem hätte schlecht werden können, von Thunfisch, über merkwürdige Saucen bis hin zu allen möglichen Kräutern. Selten habe ich mich vor einem Essen so gegraut, aber mit dem ersten Bissen waren alle Bedenken verflogen, es war mit Abstand die leckerste Polenta die ich je gegessen habe, die Franzosen haben es einfach im Blut. Danach hat er uns dann ein bisschen von Wellington gezeigt, aber der eigentliche Touristenbesuch war erst für den nächsten Tag geplant.

Am nächsten Morgen ging es etwas später raus, wir konnten von Timotheé seiner Wohnung die Innenstadt in zehn Minuten per Fuß erreichen und haben uns zuerst für einen Besuch des neuseeländischen Parlaments entschieden. Dieses ähnelt einem Bienenstock und wird daher im Volksmund nur „Beehive“ genannt.

Drinnen konnte man leider keine Bilder machen, es war aber recht gemütlich, nicht so großräumig und bombastisch wie im Bundestag, der Plenarsaal besitzt ungefähr die Größe des britischen Unterhauses in London, falls euch das was sagt. Nach einer kostenlosen Tour im Herzen der neuseeländischen Demokratie gings in die City und es wurde ein bisschen geshoppt. Da Timotheé in einem Cafe arbeitet viel die Wahl fürs Mittag nicht schwer, er hatte am Samstag Dienst. Anschließend haben wir dann einen weitere Pflicht für Wellington Touristen absolviert, eine Fahrt mit der Cable Car. Dabei handelt es sich um eine kleine Bahn, die direkt vom Stadtzentrum aus, einen Berg hoch, in einen Vorort von Wellington fährt. Hier mal ein Bildchen.

War ganz schön. Nachdem wir dann den Nachmittag rumgekriegt haben, gabs diesmal Bolognese by Michael Graupner, allerdings war dies alles nur Vorgeplänkel für das eigentliche Highlight unseres Trips. Endlich gab es das lang ersehnte „Spiel des Jahrzehnts“ für den neuseeländischen Fußball, die Kiwis gegen Bahrain. Ich bin ja eher geringen Erwartungen in den Abend hinein, Neuseeland und Fußball? Aber schon auf dem Weg zum Stadion spürte man, dass wird heute ein ganz besonderer Abend. Menschenmassen in Weiß strömten nur so zum Stadion, darunter auch ein paar Tiere, die sich anscheinend verlaufen hatten.

Das Stadion in Wellington sieht von außen etwas seltsam aus, komplett grau umhüllt und einer ovalen Form nachempfunden, deswegen hat es auch den Spitznamen „Cake- Tin“ (Küchenbüchse). Der erste Schritt ins Innere des Stadtions war einfach nur überwältigend, das Stadion mit 35.194 Zuschauern komplett ausverkauft (neuer neuseeländischer Rekord), nahezu alle in weiß gekleidet (Spitzname der neuseeländischen Fußballnationalmannschaft – „All Whites“) und auch 15 Minuten vor Anpfiff wurde die Mannschaft schon begeistert angefeuert.

Die nun folgenden 90 Minuten gingen in die neuseeländische Sporthistorie ein, so zumindest die wichtigste Zeitung Neuseelands, der „NZ Herald“, am Tag danach. Das Hinspiel endete 0:0, Neuseeland musste also gewinnen oder auch nicht, egal zu kompliziert. Die Kiwis begannen nervös, Bahrain gehörte die ersten 10 Minuten, aber Neuseeland kämpfte sich ins Spiel und wurde Minute für Minute selbstbewusster. In der 28. Minute hatten alle schon den Torschrei auf den Lippen, Chris Killen traf in halber Gerd Müller Manier nur die Latte. Bahrain reagierte nur noch und kam nicht mal mehr über die Mittellinie, die „All Whites“ waren drückend überlegen. Allerdings fehlte der berühmte letzte Pass, oftmals blieb man an den nun tiefstehenden Asiaten stecken, einen Jiayi Shao gibt es halt nur einmal. Alle hatten sich schon auf ein torloses 0:0 Unentschieden zum Pausentee eingestellt, zwei Männer hatten jedoch etwas dagegen. Mittelfeldstratege Leo Bertos schlug aus halbrechter Position einen Eckball in den Strafraum und dort stand frei stehend und weit und breit kein Gegenspieler um sich herumhabend, Roy Fallon, mit einem Horst Hrubesch Gedächnisskopfball nickt er ins Tor ein – 1:0 für Neuseeland in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, das Stadion bebte. Nach der Halbzeit hatten sich die Zuschauer gerade wieder auf ihre Plätze begeben, als allen auf einmal der Atem stockte, man hätte eine Stecknadel fallen hören können, oder so ähnlich. Sayed Mohamed Adnan wurde in der 51. Minute wurde von Tony Lochhead im neuseeländischen Strafraum rüde umgelegt, der Schiedsrichter pfiff und zeigte auf den Punkt. Da es aber im Fußball einen Kaiser gibt und der immer Recht hat und der einmal gesagt hat: „Der Gefoulte darf auf keinen Fall selber schießen“, versagten Sayed Mohamed Adnan die Nerven. Sein Schuss war wohl eher eine gutgemeinte Rückgabe, der Torwart der Kiwis, Mark Paston, roch die richtige Ecke und hatte den Schützen wohl ausgeguckt, den hätte er auch mit der Mütze halten können, egal, das Stadion stand wieder Kopf. Die folgenden knapp vierzig Minuten erwiesen sich als eine Zitterpartie, die Zeit wollte einfach nicht vergehen, als hätte jemand den Uhrzeiger angehalten. Minute für Minute merkte man die ansteigende Nervosität in den Waden der „All Whites“, 5 Minuten vor Schluss hatte Stürmer Shane Smeltz die Erlösung auf dem Fuße, aber er vergab. So wurde bis zum letzten Eckball der Wüstenstürmer von der arabischen Halbinsel gezittert und da war es passiert, der Ball im Netz, alles aus, in der letzten Minute – da aber der Fußballgott an diesem Abend ein Neuseeländer war, ließ er den Linienrichter die Fahne heben, Mark Paston wurde im Fünfmeterraum von zwei Bahrainer bedrängt, Freistoß Neuseeland, 2 Minuten noch zu gehen, Glück gehabt. Und dann war es passiert, aus, das Spiel ist aus. Menschen, die sich zuvor noch nicht kannten lagen sich in den Armen, Bier, welches sich noch eben in einer 0,33 Liter PET- Flasche befand, war nun auf schweißgetränkten Haaren wieder zu finden, Hot Dogs, die gerade noch wohlbehütet in den Gedärmen ihrer Besitzer… nein, also es war vorbei, Neuseeland qualifizierte sich zum zweiten Mal für eine Fußballweltmeisterschaft.

Gut ich muss gestehen, ein etwas ungewöhnlicher Spielbericht, aber so ungefähr war es. Am meisten hat mich das neuseeländische Publikum beeindruckt, welches wirklich 90 Minuten ihre Mannschaft ohne weiteres unterstützt hat. Da wurden dann auch Matthias und ich mitgerissen, meine Stimme am Tag danach war nicht wirklich zu gebrauchen. Ich bilde mir auch ein etwas Rugby- Stimmung im Publikum wiedererkannt zu haben. Als der Ball mal in der gegnerischen Hälfte war, oder das Spiel etwas vor sich hin plänkelte saßen die meisten, klatschen und rufen kann man ja auch im sitzen. Als dann aber der Ball ca. 42 Meter vors gegnerische Tor kam, sind alle gleich aufgesprungen und haben losgeschrien, beim Rugby ist das auch so in etwa. Hier mal noch ein paar Impressionen:

Unsere Kurve.

Die bahrainischen Hooligans.

Matthias et moi.

Die Stimmung war auch noch dreißig Minuten nach dem Abpfiff überwältigend und hielt auch noch auf dem Weg vom Stadion zurück ins Zentrum, immer wieder stimmte einer „All Whites“ an (richtig gesprochen hat das einen gewissen Rhythmus). Auf halbem Weg hörten wir auf einmal von links ein paar Leute klatschen, kein Anfeuerungsklatschen, sondern ein respektzollendes. Immer mehr Leute orientierten sich jetzt zum Ursprung des Klatschens, wir befanden uns am Teamhotel der Bahrainischen Nationalmannschaft, deren Bus war gerade angekommen und rundherum standen Menschen mit weißen Trikots und klatschten. Ein großartiger Moment. Der Große Philosoph Martin Präger hätte an dieser Stelle gesagt: „Das ist Fußball.“

Sonntagvormittag stand dann nur noch der Besuch der neuseeländischen Artgallerie auf dem Programm, war eher durchschnittlich. Anschließend mussten wir uns dann von „Windy Wellington“ verabschieden. Nach insgesamt knapp zwei Tagen Touristeneindruck gefiel mir Wellington deutlich besser als Auckland. Kleiner, kompakter und nicht so hochgebaut, einzig und allein das Wetter macht Wellingtons Spitznamen alle Ehre, es ist unglaublich windig und somit kalt, mal sehen wie es in zwei Wochen ist, dann sind wir wieder dort, unter anderem an Heiligabend.

Nach fast fünf Stunden Fahrt sind wieder wohlbehütetet in Matthias seinem Camp angekommen, dort habe ich dann noch eine Nacht bleiben dürfen, ehe es am nächsten Morgen wieder zurück in mein Dorf ging, mit dem Bus, der insgesamt knapp acht Stunden benötigte. Zu Hause angekommen wurde ich überraschend freundlich von meinen „Mitbewohnern“ empfangen, die Zwillinge unterbrachen sogar ihr Puzzel um mir „Hallo“ zu sagen, von Agnes gabs ein „Auf Wiedersehen“ („It‘s ‘Good day‘ in German, isn’t it?“) – ich war wieder in der Realität angekommen.

Mobil.

Schon vor langer Zeit wollte ich euch ja davon berichten wie ich hier überhaupt vom Fleck komme, das werde ich jetzt nachholen. Ein meiner Hauptaufgaben in meinem Projekt ist es ja die Behinderten irgendwo hinzufahren, dafür haben wir unseren hauseigenen Van, welcher so aussieht.

Anfangs hatte ich schon etwas Bammel davor mit diesem Gefährt die Straßen unsicher zu machen, was natürlich an den im Vergleich zu Deutschland veränderten Bedingungen lag. Gefahren wird links, das Lenkrad ist rechts, zum Glück hat unser Van Automatik, somit musste ich mich nicht auch noch ans Schalten mit links gewöhnen, vorerst. An meinem zweiten Tag durfte ich nun erstmals mit unserem Nissan- Van fahren, anfahren und so war natürlich nicht schwer, aber dann die erste Kreuzung, anstatt des eigentlichen gewöhnlichen Klickens des Blinkers war nur das Quietschen des Scheibenwischers zu hören, wir fahren Links, also ist der Blinker Rechts! Dass passierte mir am ersten Tag noch etliche Male, aber das war dann schon das einzige Problem. Bis heute, mich würde jetzt nicht wundern, wenn es morgen passiert, ist es kein einziges Mal vorgekommen, dass ich auf einmal in meiner Fahrbahn Gegenverkehr hatte, vor ein paar Jahren sind mal zwei Freiwillige umgekommen, weil sie auf der falschen Seite gefahren sind, deshalb wurde uns das zu Beginn ganz besonders häufig eingehämmert; Kiwis fahren LINKS! Auch wurde ich noch in keinster Weise geblitzt oder habe sonstige Schäden verursacht, einzig mit dem Einparken hapert es manchmal, da ich ja sowieso in dieser Disziplin ein Kevin Kuranyi bin, ist das mit einem solchen Gerät nicht unbedingt leichter.

An meinen freien Tagen benutzte ich zur Fortbewegung meistens den Bus, meistens. Ich habe von einem Arbeitskollegen zu Beginn ein Fahrrad ausgeliehen bekommen, er meinte zu mir, dass dieses richtig gut sei und ich damit die ganze Umgebung erkunden kann, da war ich selbstverständlich froh, dass ich für lau ein Zweirad gefunden habe. Als er mir dann allerdings das Fahrrad gezeigt hat, dachte ich er will mich übers Ohr nehmen. Es handelte sich um ein Fahrrad, welches wohl eher für siebenjährige als für Erwachsene gedacht ist, aus Höflichkeit hab ich es dann aber trotzdem genommen. So sieht’s aus:

„Der kleine Michael möchte von seinen Eltern bitte aus dem Kinderparadies abgeholt werden.“

Im Grunde benutze ich es auch nur an meinen zwei freien Tagen, wenn ich mal nicht irgendwo hinfahre, dann geht’s zum Fitnessstudio in Helensville, dessen Besuch ich euch ja bislang verschwiegen hatte. Nachdem das mit dem Rugby nichts geworden ist, gabs in meinem Dorf nur noch das Fitnessstudio als sportliche Betätigung, das hat sieben Tage und vierundzwanzig Stunden geöffnet und hat eigentlich alles was man so brauch, mittlerweile wird es mir dort echt etwas langweilig und zum Arnold Schwarzenegger bin ich auch nicht mutiert. However, um dort hin zu gelangen muss ich mit dem Rad durch ganz Helensville, man brauch sich das nur bildlich vorstellen; ein neunzehnjähriger Mensch auf einem Fahrrad, welches für siebenjährige konzipiert ist, da bleibt der ein oder andere Schmunzel mancher Leute natürlich nicht aus, Wurscht.

So eine Sache wird jetzt noch schnell geschrieben, langsam nimmt das jetzt ja schon wieder Übermaß an. Es geht um mein erstes eigenes Auto! Ja ich besitze eines, wobei ich nur Anteilseigener zu 50 % bin und es ist im Grunde kein Auto sondern ein zweiundzwanzig Jahre alter Mazda Bongo. Auch von diesem ein Bild.

Da ich ja mit Matthias bald auf große Reise gehen werde, benötigen wir dazu auch einen Vierbeiner, da traf es sich ganz gut, dass Matthias sein Chef seinen Van verkaufen wollte. Wir nahmen dankbar an, für 750 € kann man schließlich nicht viel falsch machen. Als ich dann zu Matthias im November bin konnte ich zum ersten Mal einen Blick auf den Bongo werfen und meine anfängliche Begeisterung verflog mit dem ersten Fahren ziemlich schnell. Der Motor macht den Eindruck als stamme er noch aus dem Winterkrieg 1938 zwischen Russland und Finnland, er macht ein Ohrenbetäubenden Lärm, das Anfahren ist die einzige Qual und teilweise muss man den Verkehr passieren lassen, auch wenn er noch 500 Meter entfernt ist, er benötigt von null auf hundert gefühlte 123 Minuten und besitzt eine stockende Gangschaltung. Auf dem Weg nach Wellington passierten wir eine 60 km lange Straße, die keine einzige Tankstelle zu bieten hat, unsere Tankanzeige deutete aber einen vollen Tank an. Nach ca. 28 km auf dieser Straße der Schock, die Tankzeige zeigte plötzlich auf null, die folgenden 30 km waren die längsten meines Lebens, auf jeder noch so kleinen Abfahrt wurde der Fuß vom Gas genommen und gebangt. An der Tankstelle angekommen mussten wir aber feststellen, dass alle Sorgen umsonst waren, der Tank zu dreiviertel voll, Tankanzeige kaputt, gute Weiterfahrt. Wenn wir mit diesem Van durch ganz Neuseeland heil durchkommen werde ich zurück nach Deutschland schwimmen. Schaun ma Mal, gut an einem solch großen Fahrzeug ist, dass man Unmengen an Platz hat, wir werden diesen hauptsächlich als Notunterkunft benutzen, eine große Matratze passt rein, so können wir den ein oder anderen Backpacker sparen.

So Freunde des gepflegten Blogs, ich bin nun endlich am Ende, so viel Staub gabs vorher noch nie, wurde also mal wieder Zeit sauber zu machen. Bevor ich mein Projekt verlasse und 6 Wochen ein komplett neues Leben führen werde, gibt es sicherlich von mir nochmal eine Wasserstandsmeldung.

Danke für eure Geduld!

Euch allen eine besinnliche Vorweihnachtszeit!!

Grüßt die Kiwis!!!

Euer Michi