Sonntag, 27. September 2009

Ein Tag.

Einen Tag noch. Einen Tag noch, dann habe ich wieder freie Abende, dann kann ich endlich wieder zu wirklich wichtigen Dingen übergehen. Emails schreiben, Reisemonat planen oder einfach nur schlafen. In einem Tag ist Bundestagswahl. Keine Angst, ich werde mich dem medialen Bombardement über Politik nicht anschließen, ich konnte mich selbigem schon nicht erwehren. Seit ca. zwei Wochen verbringe ich fast jeden Abend damit mir irgendwelche Sendungen, Dokumentationen oder Berichte im Internet anzuschauen bzw. durchzulesen. Der Nutzen dieser abendlichen Tätigkeiten ist gleich null, wenn nicht sogar negativ, da ich zu nichts wirklich anderem mehr komme, außerdem stören sie meinem Englisch. Verschwinde aus meinem Kopf, du Bundestagswahlgespenst. Durch den heutigen Tag hat mich allerdings die feste Entschlossenheit getragen meinen (vorhandenen?) Bloglesern mal wieder etwas Nahrung auf ihre leeren Teller zu geben. Zwar gibt es heute nur eine kleine Suppe, dürfte aber reichen um satt zu werden. Hab so viele Zutaten die letzten zwei Wochen nicht erhalten.

Der Frühling kehrt langsam ein in Helensville und mit ihm auch ein wenig der Alltag. Die Woche, wie ich sie vor kurzem einmal beschrieben hab, erhält nicht unbedingt viele Änderungen, hier und da mal eine Fahrt mit dem Van, ein bisschen im Haushalt helfen und entspannen, wie es meine Houseleaderin von mir neulich ausdrücklich verlangt hat. Ab und zu hält mich Agnes noch ganz schön auf Trapp, nach dem ihre deutschen Begriffe in letzter Zeit immer weniger geworden sind und ich mit meinem Deutsch beibringen nicht weit kommen werde (sie kann immer noch nicht mehr als „Auf Wiedersehen“), dachte ich die Anfangsphase als Freiwilliger überstanden zu haben. Falsch gedacht. Letzte Woche Freitag kam sie aus der Bibliothek wieder, Freude strahlend teilte sie mit: „Look Michael, I have a book about German Nazis!“ Nach dem die erste Verwunderung gewichen war, hab ich das mit einem einfachen „Interesting“ beantwortet, der Titel des Buchs lautet „Hitler’s Henchman (Handlanger) – The Nazis who shaped the Third Reich“. Als ich mich dann abends auf die Couch gesetzt hatte um auf Fabio zu warten kam Agnes aus ihrem Zimmer, mit einem Block in der Hand und sagte: „Here Michael, could you read these german words to me, please?“ Auf ihrem Zettel stand die gesamte „Elite“ des Dritten Reiches; Gobbels, Himmler, Göhring und Kumpanen. Als ich dies dann nach anfänglichen Protesten getan habe, hat sie mir das Buch dann kurz geliehen. In diesem sind 20 Kapitel zu jeweils 20 „Persönlichkeiten“ des Dritten Reiches. Die Kapitel tragen oft BILD- Zeitungsmäßige Überschriften; „Goebbels – Hitler’s Little Mouse- General“, „Gorilla Kaltenbrunner“ oder auch „Ilse Koch: The Bitch of Buchenwald“. Gott sei Dank hat sie nicht noch weitere Bücher hervorgeholt, da war es mir doch schon ganz Recht, als sie sich am Montag den Lonley Planet Frankreich ausgeliehen hat, jetzt les ich ihr französische Städte vor, was deutlich angenehmer ist.


Mit einem Stück deutscher Geschichte wurde ich auch schon einen Tag vorher konfrontiert. Da bin ich mit Tom in das „Auckland Museum“ gegangen. In dem man ungefähr alles zu Neuseeland finden kann, was man wissen möchte. Von Musik über Flora und Fauna, Kunst und natürlich Geschichte. Da die neuseeländische Geschichte nicht allzu viel hergibt, ist man vor allem auf die Teilnahme an den beiden Weltkriegen stolz. Deshalb widmete man diesen im Museum auch die ganze oberste Etage. Und was sieht man wenn diese über die Treppe erreichen will? Eine an der Decke hängende V1- Rakete.

Auch sonst stammte die Hälfte der Exponate aus der Kaiserzeit oder eben aus Hitlerdeutschland. Bei den Besuchern war nicht, wie in Deutschland üblich, eine Betroffenheit oder leichtes Kopfschütteln zu erkennen. Man spürte viel mehr ein großes Interesse, ab und zu hörte man dann schon ein „Look at this“, Tom und mir war schon etwas mulmig zu Mute.

Am letzten Wochenende habe ich dann einmal wieder der neuseeländischen Bierindustrie mit meinem Tui- Konsum etwas unter die Arme gegriffen. Auf dem Programm stand der 21. Geburtstag von Jonas, einem weiteren deutschen Freiwilligen im Mount Tabor Trust. Es sind extra noch ein paar andere Freiwillige nach Auckland gekommen um mit uns zu feiern. Die Geburtstagüberraschung war ziemlich genial geplant, wir wollten ihn entführen. Paea, Jonas seine Houseleaderin, hatte diesen nichts ahnend zu einem Spaziergang ausgeführt. Derweil haben wir uns getroffen und alles nochmals besprochen, dann sind wir an ihm ran geschlichen (ich hatte die Ehre das Auto zu fahren, durfte das Spektakel also bewundern) und fünf Mann sind auf ihn rauf. Allerdings ist Jonas ca. 1,91 groß und gut in Selbstverteidigung, somit hat er gleich zu Beginn rausgefunden wer dahinter steckt. Gefesselt haben wir ihn dann doch noch, anschließend gings in den Kofferraum mit ihm und die ersten Biere wurden geöffnet (da saß ich natürlich nicht mehr hinterm Lenkrad), dumm nur, dass an diesem Wochenende in ganz Auckland massig Polizeikontrollen durchgeführt wurden und man in Neuseeland keinerlei Bier im Auto trinken darf. Also schnell alle Biere versteckt, unter eine Jacke über Jonas geschmissen, die Polizistin hat uns alle sehr prüfend angeschaut, aber dann doch nichts beanstandet, die Momente des Zitterns waren vorbei, Glück gehabt. Das Aucklander Nachtleben an einem Freitag ist im Vergleich zum Samstag eher fad, wenig Menschen unterwegs und die Musik war nicht gerade anziehend. Trotzdem waren Fabio und ich erst um 5 Uhr morgens in Helensville, um acht musste ich dann wieder aus den Federn, den Samstag habe ich aber überraschenderweise ohne große Müdigkeitserscheinungen überstanden.


Die letzte Woche habe ich ausschließlich in meinem kleinen Dorf verbracht, eigentlich verlief diese auch ganz ruhig, eigentlich. Robbie, der hier immer nur tagsüber ist, hat ab und zu seine, ich würde sie mal als paranoide Phasen beschreiben. In diesen verflucht er Gott und die Welt, am Donnerstag war dann wieder so eine. Ich sitze am Frühstückstisch, da ich frei hatte war dies wieder einmal ca. 11.56 Uhr, plötzlich geht Robbie in die Küche und nimmt sich ein großes Küchenmesser, damit setzt er sich in seinen Sessel und tut vor meinen Augen und denen einer Betreuerin so als, wenn er sich dieses in den Hals stecken würde. Die Betreuerin meinte zwar, dass er sich nichts wirklich tun würde, aufgesprungen und das Messer aus seiner Hand genommen hat bzw. ist sie aber trotzdem. Das ganze war für mich dennoch ein Schock, ich hatte es schon drin gesehen, also das Messer in seinem Hals. Hier mal ein Foto von Robbie.



Jetzt dürfte die Suppe auch fast leergelöffelt sein, ich würde sie eher als durchschnittlich beschreiben. Zum Runterschlürfen bleibt mir nichts anderes übrig als zu einem morgigen Spaziergang und einem kurzem Abstecher im Wahllokal aufzurufen. Wenn ihr etwas Gutes für die dortigen Wahlhelfer tun wollt bringt ihnen eine Kanne Kaffee mit, ansonsten besteht die Gefahr, dass sie morgen einschlafen, verhindert dies bitte. Leider bleibt mir der sonntägliche Wahlabend erspart, ich mache daraus einen montäglichen Wahlmorgen, das bedeutet um halb 5 aufstehen. Gott sei Dank werden diese Nacht die Uhren vorgestellt, bin dann also euch schon 11 Stunden vorraus.

Euch allen einen DEMOKRATISCHEN Sonntag!


Bis demnächst!!

Grüßt die Kiwis!!!


Euer Michi

Donnerstag, 10. September 2009

Der Berg ruft.



Der Mount Taranaki - laut Mythologie der Maori soll er auf Grund einer Niederlage im „Liebeskampf“ mit Mount Tongarino um Mount Pihanga im Zentrum der Nordinsel beleidigt von dannen gezogen sein, bis ihn das Meer stoppte. Und so steht er da friedlich und einsam ca. 30 km vor der Westküste, ca. 2513 Meter hoch und gilt als einer der gefährlichsten Vulkane Neuseelands, eigentlich ist sein Ausbruchdatum schon längst überschritten. Also genau der richtige Ort um seine vier freien Tage zu genießen. Heute möchte ich euch vornehmlich von meinem verlängerten Wochenende berichten. Dann fangen wir mal an:

Am Donnerstag ging es sehr früh aus den Betten (wann bin ich das letzte Mal um 5.40 Uhr aufgestanden???), hab die Nacht bei Tom verbracht, da die Busanbindung aus meinem kleinen Kaff nach Auckland nicht die beste ist. In der City von Auckland angekommen sind wir in den schon wartenden Bus rein. Der Bustransfer in Neuseeland ist relativ günstig, allerdings braucht man auf Grund einer ziemlich erbärmlichen Infrastruktur recht lange um sein Ziel zu erreichen. Für uns ging es nach New Plymouth, ungefähr 368 km entfernt von Auckland, wir haben aber fast 8 Stunden benötigt. Aber als erfahrener Italien-, London, Winterurlaubbusfahrer war das noch halbwegs zu ertragen. Auf dem Weg nach New Plymouth geschah etwas für mich in letzter Zeit typisches. Um die Zeit etwas rumzukriegen wollte ich etwas Musik hören, allerdings offenbarte mir der Griff in meine Tasche nichts Gutes – mein Ipod war verschwunden. Nach Kamera, Handy und sonstigen Dingen der nächste verlorene Gegenstand? Dem ganzen Wochenende der Verzweiflung nahe, fand Tom ihn Gott sei Dank am Sonntag in seinem Zimmer, Glück gehabt. Am späten Donnerstagnachmittag sind wir dann jedenfalls in New Plymouth angekommen, genauer in Inglewood, wo wir von Johannes und Malte abgeholt wurden. Die beiden wohnen und arbeiten in einem Adventure Park, der dann auch noch mal 12 Minuten entfernt ist, also irgendwo im nirgendwo liegt. Was auch dazu führte, dass sie sich schon am zweiten Tag ein Auto gekauft haben - für umgerechnet 400 Euro, einen halbwegs passablen Mitsubishi Galant.


In ihrem Camp angekommen wurde erst einmal die deutsche Manneskraft benötigt. Da im Camp noch nicht allzu viel los ist, bauen sie dort ein kleines Haus. Unsere Aufgabe bestand es ein paar 3,8 cm dicke Holzwände auf einem Fundament zu befestigen, ein neuseeländischer Hausbau geht so einfach. Das Camp besteht größtenteils aus einem Klettergarten, der sich quasi gleich in deren Garten befindet.

Beide wohnen in diesem Haus in einer Art WG zusammen, wobei sie einen ca. 27 m² Raum haben, der gleichermaßen als Küche, Wohnraum und Schlafzimmer zu bezeichnen ist. Für Verpflegung bekommt jeder 15 Euro - die Woche; ein Hartz-IV- Empfänger in Deutschland erhält für Essen das Doppelte. Abends gab es Reis und süß- saure Sauce, anschließend ging es ins „Nachtleben“ von New Plymouth. New Plymouth hat ungefähr 47.349 Einwohner, also etwas größer als Eberswalde, von einem wirklichen Nachtleben kann man da also nicht sprechen, zumindest an einem Donnerstag. Wir haben uns einen Karton Bier (es gibt hier keine Kästen) geholt, genauer „Tui“- Bier. Das genießt in Neuseeland den Status eines Sternburgs, ist also mit das billigste hier, schmeckt aber dreimal besser. In einem Karton sind 24 Stück drin, wir haben davon dreieinhalb in drei Tagen geleert… Mit diesem geschmackvollen Gebräu ging es erst einmal eine Stunde an den Strand und danach in eine Bar. Jedoch hat meine Kondition nach einem 20 Stunden Tag schnell nachgelassen.

Da des deutschen liebstes Gesprächsthema das Wetter ist, werde ich auch einen Bericht darüber nicht aus dem Weg gehen. Tagsüber war es immer TRAUMhaft, man konnte die Wolken an einer Hand abzählen, allerdings sorgte der Wind für nicht ganz Jackenfreie Tage. Nachts hingegen konnte man feststellen, dass man sich doch immer noch im Winter befindet, Temperaturen um den Gefrierpunkt, das war auch für mich zu kalt.

Am Freitag haben wir dann den Kletterpark erkundet, was auf Grund meiner leichten Höhenangst schon eine Herausforderung war, vor allem das balancieren auf einem Holzbalken in etwa 7,45 Meter Höhe.

Tom et moi.

Anschließend ging es wieder nach New Plymouth, wo wir zuerst durch einen urigen Park gelaufen sind. Danach war es dann endlich so weit – ich besuchte mein erstes Rugby- Spiel. Gespielt hat TenderLink Taranaki gegen North Harbour im Air New Zealand Cup. Kurz zur Erläuterung: Der Air New Zealand Cup ist in etwa mit der Bundesliga zu vergleichen, allerdings spielen nicht Mannschaften aus verschiedenen Städten gegeneinander, sondern aus unterschiedlichen Regionen Neuseelands. Taranaki ist derzeit im nirgendwo der Tabelle wiederzufinden, North Harbour im Tabellenkeller. Wie auch immer, es ging dann am Freitagabend ins eiskalte Yarrow Stadium. Da ich einfach meinen völlig verranzten, ungültigen (hab ihn mit Absicht nicht abgegeben, wer weiß ob man den noch mal gebrauchen kann) Schülerausweis an der Kasse vorgezeigt habe kam ich sogar für nur 5 NZ$ (1 € = 2,0964 NZ$) rein. Das Stadion war gut 1/3 gefüllt, also ca. 8.432 Zuschauer, es hat im Endeffekt nur die Haupt- und Gegentribüne, die Kurven sind für Stehplätze gedacht, allerdings stand da fast niemand.

Dann gings also los. Nach gut 6 Wochen in diesem wunderschönen Lande muss ich jedoch gestehen, dass mir die Regeln dieses Sports noch sehr fern sind, genaue Erläuterungen vielleicht ein andermal. Das führte auch dazu, dass bei uns recht schnell Langeweile aufkam, wie, wir hatten zumindest das Gefühl, auch bei den anderen Zuschauern. Wirklich Stimmung kam erst am Ende auf – beim Abpfiff, weil Taranaki mit 17 zu 13 gewonnen hatte. Ab und zu wurde auch gejubelt, wenn ein sogenannter „Try“ gelungen war, vergleichbar mit einem Touchdown beim Football. Ansonsten musste der Stadionsprecher die Zuschauer mit „Let’s make some noise Taranaki“ motivieren, was ihm eher mäßig gelang. Hier mal eine typische Rugbyszene, ein Gedränge.

Ein erwähnenswertes Ereignis gab es während des Spiels dann noch, bzw. in der Halbzeitpause. Da zu einem guten Fußballspiel in Deutschland auch eine gute Bratwurst gehört, bin ich mit einer gewissen Anspannung zum Imbissstand. Was ich da allerdings zu Gesicht bekam, hätte ich mir nicht in meinen kühnsten Träumen ausmalen können. Ich bestellte eine „grilled sausage“, der Verkäufer schmiss mir dann recht gefühlskalt eine nahezu verschlossene Papiertüte hin, ich war schon kurz davor zu protestieren, dass ich ja eine Bratwurst haben wollte, bis ich feststellen musste, dass sie das war. In der Tüte befand sich ein kleiner Holzstiel an dem die überbackene „Wurst“ befestigt war. Keine Chance den nicht vorhandenen Senf oder auch nur Ketchup unterzubringen. Das ganze hatte etwas von einem Eis. Insgesamt kommt sie zwar nicht an eine deutsche Wurst ran, aber sie war zumindest genießbar.

Nachdem wir alle so ziemlich durchgefroren waren, wurden erst einmal ein paar Tui im warmen Auto getrunken, anschließend sind wir dann in ein, zwei „Clubs“. Da gab es dann auch ein Vorkommnis, welches ich wohl bis zu meinem Ableben nicht mehr vergessen werde. Im Großen und Ganzen wird hier dieselbe Musik in den Clubs gespielt, wie auch in Italien, Deutschland oder sonst wo, hauptsächlich ein Mix aus Techno und Pop, oder so. Am Freitagabend standen wir vier Deutschen dann in einer Disco in New Plymouth, 23.500 Kilometer entfernt vom heimatlichen Deutschland und eine bekannte Stimme erklang plötzlich aus den Boxen des „Crowded House“; es war „Hey Baby“ von ja von DJ Ötzi, wir vier hätten am liebsten eine Schaufel genommen und uns vergraben, nicht so die Kiwis. Zu keinem anderen Hit sind sie an diesem Abend so abgegangen wie zu diesem, verrücktes Volk.

Am nächsten Morgen mussten wir etwas früher aufstehen, eine weitere Premiere stand an – mein erstes neuseeländisches Fußballspiel, wobei ich natürlich nur als Zuschauer fungierte. Johannes ist einem Fußballverein letzte Woche mehr oder weniger beigetreten, nach seinem ersten Training sollte er auch gleich am Samstag mitspielen, war zwar etwas illegal, aber wen kümmert das schon. Es war das letzte Spiel der Saison für sein Team, wer gewinnt spielt nächstes Jahr eine Liga höher. Man ließ uns wissen, dass es ungefähr mit der deutschen Landesklasse zu vergleichen wäre, also vom tabellarischen her. Von der Qualität hätte allerdings auch Grün- Weiß Golzow II und SV Tornow III auf dem Platz stehen können, es war recht grausam, großartige Details erspar ich euch. Nur so viel; nachdem Johannes Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde viel 9 Sekunden später das 1:1 gegen sein Team, am Ende stand es 2:2. Auch die Verlängerung brachte keine Entscheidung, also Elfmeterschießen. Beim Stande von 7:7 durfte dann auch Johannes ran, der Schütze vor ihm verschoss und wie es sich für einen deutschen Fußballspieler gehört verwandelte Johannes den entscheidenden Elfmeter, da war er natürlich der Held. Nach dem Fußball sind wir zu dem schon benannten Mount Taranaki gefahren und sind ein wenig rumgewandert, da wurden wieder Erinnerungen an die letzten beiden Sommer wach; das Wandern ist des Müllerslust!


Den Abend haben wir dann zur Abwechslung mal zu Hause verbracht, bei Pasta, einem Film und natürlich ein paar Tui, dass war auch mal recht entspannend. Sonntags mussten Tom und ich dann auch schon wieder die Rückreise antreten, vormittags noch Bilder getauscht, haben uns Johannes und Malte um eins zum Bus gefahren. Insgesamt war das mit Abstand das beste Wochenende am anderen Ende der Welt. Aber es hat mir auch gezeigt, dass ich mit meinem Projekt sehr zufrieden sein kann. Vielleicht mag deren Arbeit etwas spannender sein, aber die Verpflegungs- und Wohnsituation ist nicht unbedingt optimal, außerdem sind die beiden die ganze Zeit zusammen, weiß nicht ob das so gut für das Englisch ist. Wie auch immer, ich war glücklich wieder zu Hause zu sein.

Da hat mich dann auch ziemlich schnell die Realität wieder eingeholt. Am Dienstag hat sich Rachel, eine der Behinderten, mit unserer „housleaderin“, ich find immer noch kein deutsches Wort dafür, gezofft. Was dazu führte, dass Rachel ihre Sachen gepackt hat und samt ihrem Kuscheltier, einem großen Bären, von dannen gezogen ist. Anfangs meinte Cathy, dass Rachel gleich wiederkommen wird, als sie allerdings nach einer Stunde immer noch nicht da war, meinte sie ich soll mal mit Shane(einem Behinderten, der einmal die Woche da ist) durch Helensville fahren und nach ihr suchen. Wir haben dann bestimmt eineinhalb Stunden fast alle möglichen Anlaufpunkte abgefahren, aber von Rachel keine Spur. Als letzte Möglichkeit bot sich dann noch eine Farm, die auch zu Mount Tabor gehört. Dort haben wir sie auch gefunden, in einem Wohnwagen liegend und voller Dreck beschmiert.

Gerade genieße ich die letzten Stunden meiner zwei freien Tage. Viel gemacht habe ich nicht. Die Hälfte des Tages ging allein schon drauf weil ich erst um 12 Uhr gefrühstückt hab, als die anderen ihr Mittag hatten. Gestern jedoch war dann wohl für mich der bisher wichtigste Tag in diesem Jahr, meine Wahlunterlagen sind endlich angekommen.


Wen wähle ich denn nur? Gut, die Setzung der Kreuze war nicht allzu schwer, die richtige Verfahrensweise schon, vor allem wenn es an roten, gelben und grauen Umschlägen und Papier nur so wimmelt. Aber ich denke ich habe es dann doch hinbekommen, hoffentlich kommen sie auch noch rechtzeitig an.

Oh Gott, schon wieder so viel. Zum Abschluss nur noch dies: Heute wurde das Büro des Premierministers angezündet, ca. 30 Kilometer von hier und Samoa hat am Dienstag von Rechts- auf Linksverkehr gewechselt. In diesem Sinne.


Bis zum nächsten Mal, vielleicht dann schon in etwas anderer Form!

Euch einen guten Start in den Herbst :)!!

Grüßt die Kiwis!!!

Euer Michi

Mittwoch, 2. September 2009

Schneller als gedacht,

hab ich jetzt ein paar Bilder hochgeladen. Manch einer fragt sich jetzt vielleicht: Liegt das wohl an der hervorragenden Laune die er hat, welche durch die atemberaubenden Wahlergebnisse der SPD vom Sonntag hervorgerufen wurde? Diese Frage kann ich schon einmal verneinen. Ich bin frohen Mutes gestern Morgen etwas früher aufgestanden um mit einer guten Stimmung in den Tag zu starten. Diese kam allerdings in Anbetracht der Balken und Halbkreise nicht auf. Wollt eigentlich gleich wieder einschlafen, als ich hörte, dass unser Kanzlerkandidat den Sonntag als „guten Tag für die SPD“ beschrieb. Ich find das auch ganz Klasse, wenn wir uns bei Ergebnissen um 20, 15 oder sogar 10 Prozent im „Aufwind“ befinden. Ein Hoch auf die deutsche Sozialdemokratie.

Genug von Politik, wollt das einfach mal loswerden. Nein, der eigentliche Grund für mein gesteigertes Mitteilungsbedürfnis ist, dass ich von morgen Abend an, vier Tage frei hab und deshalb wahrscheinlich keine Zeit finden werde euch zu schreiben und Bilder hochzuladen. Schaun ma mal.

Im Folgenden will ich euch anhand ein paar Bilder mal zeigen was ich hier die Woche über mache. Man kann nicht sagen, dass ich jede Woche immer das Gleiche tue, aber im Großen und Ganzen doch. Egal. Fangen wir, wer hätte das gedacht, mit Montag an.

Und da kommt auch gleich eine Überraschung für alle: Montag ist der Tag nach dem Wochenende und das merkt man auch. Montags ist nicht allzu viel los, außer vielleicht ein Meeting. Also hab ich genug Zeit meinem neuen Hobby nach zu gehen:

Genau, das Bad putzen. Das muss ich jeden Tag machen, manchmal bin ich auch noch fürs zweite verantwortlich. Ein Glück legt meine houseleaderin relativ viel Wert auf Hygiene und Sauberkeit, was man bei weitem nicht von allen Neuseeländern sagen kann, aber davon irgendwann etwas mehr. Einmal im Monat gehe ich ab jetzt jeden Montag mit Agnes ins Kino.

Das ist Agnes, der ich jetzt etwas Deutsch beibringen soll. Gestern haben wir uns „Inglorious Bastards“ angeschaut. War schon merkwürdig in einem neuseeländischen Kino zu sitzen und einen Film zu sehen in dem die gut Hälfte der Schauspieler aus Deutschland kommt und dazu noch mehr als die Hälfte des Films Deutsch gesprochen wird. Musste Agnes gleich nachdem Film erst einmal sagen, dass an der Geschichte kein Funken Wahrheit ist, was sie allerdings nicht groß gestört hat. Heute hat sie bestimmt jeden ihrer Freunde erzählt, dass sie ganz exklusiv weiß, dass Adolf Hitler in einem Pariser Kino umgebracht wurde. Egal, der Film war trotzdem klasse, kann ich nur empfehlen.

Dienstag, also heute, war, ist mit der ereignisreichste Tag. Letzte Woche war hier großer Trubel da die Zwillinge Geburtstag gefeiert haben.

Das sind Ron und Roy. Normalerweise fahren wir vormittags immer zu einer kleinen Farm, wo dann mit anderen Behinderten gekocht wird. Am Nachmittag geht es dann zum Basteln, bzw. Malen.

Wo wir (der brasilianische Freiwillige und ich) nichts großartig machen, außer irgendwelche Spiele spielen.

Fabio and me. Beim Vier gewinnt bin ich immer überlegen, beim Murmeln- nicht-in- die- Löcher- kommen- lassen (keine Ahnung wie das heißt) zeigt sich wieder mein Geschick für Geduld und ich verliere immer.

Am Mittwoch müsste ich die beiden Mädels (Foto von Rachel siehe Ordner) zum Tanzen fahren und trinke anschließend einen Kaffee mit den Zwillingen, das war bis vor einer Woche so. Hab jetzt aber meine zwei freien Tage getauscht um die mit einem deutschen Freiwilligen zu verbringen. Tom arbeitet auch für Mount Tabor Trust (das ist das „Unternehmen“), aber in Auckland. Da war ich dann letzte Woche Mittwoch und Donnerstag und hab mit ihm Auckland erkundet.

Voller Stolz kann ich jetzt behaupten, dass ich jetzt schon auf dem höchsten Punkt, der südlichen Hemisphäre war, dem Sky Tower. Insgesamt ist der 328 Meter hoch, die Besucherplattform hat eine Höhe von 220 Metern.

Naja, vom Eifelturm sah es etwas schöner aus. Am Donnerstag waren wir dann noch im Auckland Zoo. Neben den üblichen Nashörnern, Löwen, Affen und, und, und hab ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Kiwi gesehen. Was allerdings nicht so unbedingt spannend war, da er in einem total dunklen Raum gehalten wird, tagsüber schläft und halbblind ist. Was für ein Nationalheiligtum. Bilder folgen, wenn ich mal einen in besserer Sicht vor die Linse kriege.

Freitags dann wieder zu Hause ist außer dem üblichen Bad- Putz nichts los. Fahr die Behinderten zur Bank und dann gehen sie ein wenig shoppen, das wars im Großen und Ganzen. Hängt auch viel vom Wetter ab was man machen kann, das wird jetzt langsam besser.

Am Samstag kommt dann meine große Stunde, ich muss kochen.

Klingt allerdings schlimmer als es im Endeffekt ist. Muss mir meistens nur einfallen lassen was ich mit den Kartoffeln mache(am Samstag gabs mein erstes selbstgemachtes Kartoffelpüree, Wahnsinn), Tiefkühlgemüse wird aufgetaut und dann ein bisschen das Fleisch gebraten. Da hab ich auch gleich eine Aufgabe für meine, falls überhaupt vorhandenen, Leser. Ich soll ihnen jetzt in Zukunft typisch deutsches Essen kochen. Was könnte ich da machen, außer Sauerkraut, Kartoffeln und Schweinefleisch. Was ist eigentlich typisch deutsche Küche? Ist doch schon ziemlich Regionen gebunden. Wäre sehr dankbar, wenn mir jemand helfen könnte. Wahrscheinlich muss ich jetzt auch immer montags kochen, da soll es dann vermehrt Nuddeln geben.

Ansonsten ist das Wochenende sehr entspannend. Fahren jeden Sonntag zum Strand und trinken da Kaffee. Außerdem ist dann Samstag oder Sonntag Kirche, der ich in Zukunft wohl (vielleicht kontaktiert mich ja Jesus in Zukunft doch mal) lieber fern bleibe.

Das war in sehr grober Form meine Woche. Obwohl, eine Sache muss ich dann aber noch unbedingt unterbringen. Neben dem Klo putzen, habe ich ein weiteres Hobby gefunden; das Puzzeln.

Es ist unglaublich entspanned einfach mal eine Stunde 1000 winzig kleine Teile zusammenzubringen, bzw. dies zu versuchen. Ich hätte nicht gedacht, dass ein Puzzel so schwer sein kann, das steigert nur noch meinen Respekt vor den Zwillingen.

So meine lieben Freunde vom anderen Ende der Welt. So neigt sich nun auch dieser Blogeintrag dem Ende zu. Damit ihr jetzt immer wisst wie spät es bei mir ist hab ich mir jetzt für meine Seite eine Uhr gekauft, außerdem hab ich jetzt ein Fotoalbum eingerichtet. Schaut zwar noch etwas leer aus, wird sich demnächst sicher füllen.

Mit einem Blick aus meinem Fenster verabschiede ich mich dann.


Ich wünsche euch schon einmal eine geruhsame Nacht!

Bis zum nächsten Eintrag ist es sicher nicht weit!!

Grüßt die Kiwis!!!

Euer Michi