Samstag, 31. Oktober 2009

Beach, Beach, Beach


Statistisch gesehen gehören jedem Neuseeländer ungefähr zwei Kühe und vier Schafe, da lag es nun einmal an mir, mich auch diesen Neuseeländischen Heiligtümern genauer vorzustellen. So bin ich nun an meinen zwei freien Tagen letzte Woche mit Tom auf eine kleine Halbinsel gefahren und habe dort meine „Antrittsrede“ gehalten. Leider war die Resonanz nur mäßig, die Schafe haben uns schon von weitem erspäht und sind aus Angst vor einer deutschen Invasion umgehend geflüchtet. Die Kühe besaßen anfangs etwas mehr Geduld, allerdings wenig Interesse, nachdem ich mit meinen Worten geendet hatte und mich noch nochmals nach ihrem Wohlbefinden erkundet hatte sind sie beleidigt von dannen gezogen, undankbare Viecher.

Davon haben wir uns aber natürlich nicht den Tag vermiesen lassen und haben uns vornehmlich darauf konzentriert die schönsten Strände nördlich von Helensville zu erkunden, dass viel uns wesentlich leichter. Erster Strand: Pink Beach. Man kann ihn nur bei Ebbe und halbwegs sonnigem Wetter erreichen, außerdem ist die Überwindung einiger Felsen erforderlich. Am Strand angekommen dominierte dann folgende Frage: Wo ist der verdammte pinke Sand? Bis wir dann nach einigen fragenden Blicken feststellen mussten, dass die unter unseren Füßen befindlichen Sandkörnern eben diesen Pink Beach bilden. Pinker Sand? Naja, wenn man lange genug drauf schaut, ist dieser Strand irgendwann auch mal pink. Könnt ihr ja selber mal beurteilen:

Die Region nördlich von Auckland ist nur so von kleinen Regionalparks bestückt, in jedem Park gibt es ausreichend und gut beschriftete Wege. Die Whangaparaoa Halbinsel, auf der wir uns jetzt noch befinden, ist an der Spitze vom Shakespear Regional Park erschlossen. Dieser hat nichts mit irgendeinem mittelmäßigen und halbwegs bekannten englischen Dramatiker vom Ende des 16. Jahrhunderts zu tun, außerdem wird der mit einem „e“ am Ende geschrieben. Aus dieser Zeit stammt allerdings noch folgender einheimischer Bewohner.

Nachdem wir uns also noch ein wenig im Shakespear Park ausgewandert haben, ging es wieder zurück zu Toms Auto, einen kleinen aber recht gemütlichen Subaru Kombi. Auf unserem Weg weiter nach Norden ist uns dann noch der ein oder andere Strand über den Weg gelaufen, allerdings hat der pazifische Ozean nicht mehr als unsere Zehenspitzen zu spüren bekommen, bei einer Wassertemperatur von ca. 14,67 ° Celsius kam der deutsche Waschlappen wieder zum Vorschein. Der nächste Strand sollte von uns nicht länger als ein Foto frequentiert werden; Orewa Beach besitzt ungefähr eine Länge von dreihundert Fußballfeldern und eine Möwe.

Nächster Halt? Waiwera Beach, welcher sich vor gleichnamigen Dorf befindet, dieses wiederum wurde Mitten in einer kleinen Bucht erschaffen, der Schönheitsgrad steigert sich also langsam, unser Aufenthaltszeitraum allerdings nicht. Wieder nur ein Foto und weiter ging’s.

Unser Ziel für den Tag stellte die Tawharanui Halbinsel dar. An ihrer Spitze, wie soll es anders sein, wieder ein Strand. Diesmal handelt es sich um den Anchor Bay. Die Fahrt dorthin ist zwar etwas beschwerlich, es geht größtenteils über staubigsten Schotter, aber das Ziel ist unbeschreiblich. Für die Schönheit dieses Strands gibt es nicht genügend Superlative, was natürlich auch am fantastischen Wetter lag. Wir mussten erst einmal inne halten und die ganze Szenerie auf uns wirken lassen.

Dieser Strand verdiente dann selbstverständlich nicht nur irgendein dummes Touristenfoto, sondern wurde von uns erst einmal ausgiebig bewandert. Über Stock und Stein, Grass und Fels sind wir durch schmale Höhlen und entlang kleiner Halbinseln, immer mit der Gefahr im nicht vorhandenen Gepäck, dass ein falscher Schritt im Wasser oder auf Sand enden könnte.

Passiert ist uns Gott sei Dank nichts und wir konnten unsere nächtliche Unterkunft ansteuern. Wobei diese sich nur Zentimeter von unseren Sitzen im Auto befand, es handelte sich um den Kofferraum von Toms Subaru. Am Morgen hatte er noch eine Matratze in seinen Kombi verfrachtet, Bettdecke rauf, Sitze nach vorne und fertig war unser fünf Sterne Hotel. Nach längerem Suchen haben wir dann auch einen geeigneten Parkplatz gefunden, in der Nähe, welch Überraschung, ein Strand; Omaha Beach. Keine Angst wir sind nicht extra in die Normandie gefahren, sondern in einen kleinen Ort, in welchem fast jeder Bewohner Aucklands, der ein Einkommen im zweistelligen Millionenbetrag hat, eine luxuriöse Wochenend- bzw. Sommervilla besitzt. Hier mal wieder ein Strandbild:

Unser Abendbrot bestand aus Käsebrötchen mit Salami und ein paar Tui, eine ungewöhnlich leckere Kombination. Auf diesen Tag wurde dann erst einmal angstoßen.

Die Nacht war weniger angenehm. Aber nach gefühlten vier Stunden Schlaf und unserem Abendbrot als Frühstück, ging es dann am nächsten Morgen langsam wieder in Richtung Helensville. Unterwegs haben wir zwar noch ein paar Strände und Halbinseln, aus dem Auto und zu Fuß, bewundern können, aber durch unfassbare Schönheit zeichnen sich die geschossenen Fotos nicht unbedingt aus, deshalb verzichte ich darauf an dieser Stelle lieber. Um zwei Uhr nachmittags war ich dann wieder bei „meinen“ Behinderten und habe ein wenig Schlaf aufgeholt, war ja nötig.

Dass war dann auch schon mein kleiner Bericht über meine zwei freien Tage, ich hoff mal ich konnte diese teilweise einzigartigen Momente ein wenig nach Deutschland transportieren. Eigentlich sollte dieser Eintrag noch etwas länger werden, aber der Bericht über meine Möglichkeiten der Mobilität am anderen Ende der Welt folgt nächste Woche. Jetzt geht’s nach Auckland, genauer in einer viertel Stunde. Was ich da genau mache? Beim nächsten Mal.

Nur noch so viel. Ich habe mich endlich getraut. Am letzten Dienstag war ich nach Jahrzehnten mal wieder beim Friseur, dass ständige Haare aus dem Sichtfeld streifen hat ganz schön genervt. Passend zu Halloween hier also noch etwas zum Gruseln.

Einen besinnlichen Reformationstag euch allen!

Bis nächste Woche!!

Grüßt die Kiwis!!!

Euer Michi

Montag, 19. Oktober 2009

23 Minute.

Nachdem ich das Wahldesaster und den dann doch nicht eingeschlagenen Tsunami überstanden habe, wird es mal wieder höchste Zeit ein Lebenszeichen von mir zu geben. Ersteres musste ich um 4 Uhr morgens miterleben, der anschließende Tag hat von mir dann selbstverständlich kein einziges Lächeln bekommen und soll auch nicht weiter Erwähnung finden, zweiteres habe ich erst von zu Hause aus erfahren, als ich morgens mit meiner Mutter geskypt habe. Danach bin ich gleich erst einmal ins Wohnzimmer um genaueres zu erfahren; Tsunami in Neuseeland? Wo? Wie? Warum? Dort hat mich dann meine ganze Hausbesatzung vor dem Fernseher etwas aufgebracht begrüßt. Meine Housleaderin beruhigte mich jedoch gleich, Epizentrum ca. 2.000 km entfernt, für Neuseeland erwartet man nur ein kleines „Wellchen“, also bin ich gleich wieder ins Bett, meinen freien Tag wollte ich mir nicht durch Panikmache nehmen lassen. Als ich dann um 12 Uhr aufgestanden bin und mich an meinen Frühstückstisch setzen wollte, war die Stimmung meiner Housleaderin deutlich betrübter. Sie hatte Freunde in Samoa, welches vom Tsunami am meisten betroffen war, leider ist die halbe Familie umgekommen, so klein kann die Welt manchmal sein.


Vor einer Woche hatte ich zum zweiten Mal meine vier freien Tage, um die es jetzt nun gehen soll. Wobei dass nicht ganz richtig ist, ich habe kurzer Hand entschlossen, aus den vier drei freie Tage zu machen, um im November etwas größeres zu unternehmen. So bin ich also letzte Woche Donnerstag nach Auckland um dort ein „neues“ Auckland für mich zu entdecken. Bis zu diesen Tagen war meine Meinung von Auckland eher durchwachsen bis dürftig, vor allem was das Zentrum betrifft. Dieses erfüllt gleich drei „Aufgaben“; zum einen ist es direkt am größten Hafen Neuseelands gelegen, andererseits ragen in diesem die riesigen Bankgebäude in die Höhe und zu guter letzt ist es auch das Herz des Neuseeländischen Shoppings. Wobei man sich davon nicht allzu viel versprechen darf, es gibt eine richtige Shoppingstraße, die Queen Street und das wars. Keine Fußgängerzone oder ein paar kleine Gassen, nichts. Zur Verteidigung Aucklands sei erwähnt, dass es die Europäer erst vor etwas mehr als 200 Jahren besiedelt haben und somit das komplette Mittelalter, samt beschaulichem Markplatz und Kirche, fehlt. Hier einmal ein Bild der Skyline aus der Vogelperspektive(was fürn Brüller) :

Aber irgendwo müssen die 1,3 Millionen Einwohner ja hin, deshalb gibt es haufenweise Vororte, diese haben dann wiederum ihr eigenes kleines Zentrum, was meistens durch immer die gleiche Shopping Mall gebildet wird, also nicht wirklich spannend. Was aber positiv am Stadtbild ist: es gibt fast keine verdreckten und verkommenen ostdeutschen Plattenbauten, sondern viele kleine Einfamilienhäuser. So viel also nun zum Telekolleg Auckland. Tagsüber wollte nun ich die größte Stadt Neuseelands etwas näher entdecken und abends mich mit ein paar anderen Freiwilligen treffen. Gesagt getan.

Nachdem ich am späten Donnerstagnachmittag in der „City of Sails“ ankam, habe ich zu allererst einen auf Mr. (europäische) Kultur gemacht. Das Auckland Philharmonia Orchestra hat in der „Town Hall“ vier verschiedene Stücke von vier verschiedenen deutschen bzw. französischen Komponisten (für Interessierte: Mendelssohn, Schumann, Saite und Bizet) gespielt, da ich mich in der Beurteilung dieser Musikrichtung von anderen Mitmenschen meiner Generation etwas unterscheide seid bitte nicht darüber verwundert, wenn ich diese zwei Stunden als die besten seit meiner Ankunft bezeichne. Es hat einfach alles gepasst, was auch den Kartenpreis betrifft, ca. 20 € für Reihe drei, Gott segne den alten verhunzten, ungültigen und in zwei Stücke geteilten Schülerausweis. Nach diesem wunderbaren Erlebnis habe ich mich mit Malte, dem im Monat zuvor schon besuchten deutschen Freiwilligen, auf ein herrliches Guinness in ein Pub begeben. Genächtigt habe ich zweimal in einem Backpacker Hostel. Dass ist die modernere Form einer Jugendherberge, das preisgünstigste was man in jeder Stadt finden kann. Etwas mehr als 9 € die Nacht inklusive Dusche, einem etwas ungemütlichen Bett und ein wenig Ranz, wobei dieser, in erträglicher Form, sogar seinen Charme haben kann. Ich mag diese Art der Unterkunft sehr und werde sie in Zukunft wohl sehr häufig nutzen. Von den vier Betten im meinem Zimmer war nur ein weiteres belegt, ein Engländer. Als ich morgens um acht aufgestanden bin ist der übrigens ins Bett gegangen.

Freitagmorgen ging es auf eine kleine, im Hafen Aucklands vorgelagerte, Insel, Rangitoto Island, die vornehmlich durch einen Vulkan gebildet wird. Auckland wurde auf ca. 50 kleinen Vulkanen erbaut, manche ragen über zweihundert Meter in die Höhe, fast alle sind ausgestorben, fast alle. Der letzte Vulkanausbruch ereignete sich vor 600 Jahre, auf eben Rangitoto Island, bzw. entstand die Insel durch diesen, der Vulkan ist immer noch aktiv und die Chance das er in den nächsten Jahren ausbricht wird auf 1 zu 1000 geschätzt. Der Gipfel ist 260 Meter hoch und ohne Probleme in einer Stunde zu erklimmen. An guten Tagen hat man eine perfekte Aussicht auf ganz Auckland und Umgebung, auf Grund meiner Anwesenheit blieb diese den anderen Menschen versagt, es war ganz schön misty. Hier einmal ein paar Eindrücke.

Ausbruch vor ca. 600 Jahren; da wurden in Deutschland die ersten Hexen verbrannt.

Ausblick auf Auckland.

Merkwürdige Nachkommen der Affen traf man dort auch an.

Auf dem Gipfel traf ich dann eine junge, wandererprobte Australiern, die wohl gedacht hat, dass ich mein ganzes Leben schon auf dieser Insel verbringe, um mich vor dem Hungertod zu retten hat sie mir dann ein paar Crackers angeboten. Den anschließenden „Abstieg“ haben wir uns über Gott und die Welt unterhalten, sie ist dann zur nächsten Insel gefahren, ich zurück zum Hafen. Dort angekommen sprang mir sofort, auf einem kleinen Zelt hängend, eine altbekannte Fahne von einem weit entfernten Land entgegen, es handelte sich um die des Freistaat Bayerns. An diesem Stand wurden von Thüringer, Frankfurter bis zur Weißwurst gute deutsche Fleischwaren verkauft, da konnte auch ich nicht Nein sagen. Empfangen wurde ich allerdings nicht von einer, in Dirndl gekleideten, bayrischen Mutti, sondern einem schottischen (entschuldigt Bitte die Bezeichnung) Mannsweib, welche mir gleich ihre ganze Lebensgeschichte erzählt hat, egal die Wurst war köstlich. Als ich dann in meinem Hostel ankam ist mein englischer Zimmerkollege gerade aufgestanden und hat sich mit mir dann fast zwei Stunden über Fußball unterhalten. Wir beide waren ganz froh endlich mal wieder unter Gleichgesinnten zu sein, er kannte sich bestens über den deutschen Fußball aus und konnte mir gleich sagen, dass Energie Cottbus letzte Saison abgestiegen ist und den ganzen Balkan unter Vertrag hat, wobei dass ja jetzt auch nicht mehr ganz stimmt. Wie auch immer, nachmittags hab ich mich dann wieder mit Malte getroffen, nach leckeren Spaghetti haben wir uns abermals ins Aucklander Nachtleben „gestürzt“. Diesmal hatten wir uns mit weiteren Freiwilligen verabredet, und meine Leber durfte endlich wieder in den Genuss eines guten Tuis kommen.

Am nächsten Vormittag habe ich mit meinen Füßen eine weitere Wanderung unternommen. Ziel war der Aucklander Ortsteil Devonport, auf dem sich ebenfalls zwei kleine, allerdings ausgestorbene, Vulkane befinden. Devonport ist ein sehr idyllischer, im Vergleich zum hektischen Stadtleben Aucklands, fast schon ausgestorbener Ort der viele kleine Kunstgalerien und Büchereien zu bieten hat, die von mir auch ausreichend frequentiert wurden. Auch von Devonport ein paar Bilder.

Das ist Devonport (am besten erreicht man es mit der Fähre).

Devonport Beach.

Den kennen wir doch irgendwo her (im Hintergrund Rangitoto).

Nachdem ich dort mehr Zeit verbracht hatte als eigentlich geplant, ging es in Auckland City noch auf einen Cafe mit Malte und anschließend wieder ins gute alte Helensville. Dass waren dann auch schon meine drei freien Tage, an denen ich die „City of Sails“ etwas besser kennen und schätzen gelernt hab. Die November- Tage werfen auch schon ihren Schatten voraus. Am Wochenende kamen per Post zwei Tickets für ein Fußballspiel in Wellington. Besser gesagt es ist DAS Fußballspiel, die Medien haben es zu „Neuseelands Spiel des Jahrhunderts“ auserkoren, man erwartet Rekordeinschaltquoten, es wird das meistbesuchte Fußballspiel in der Geschichte des neuseeländischen Fußballs, es treten sich gegenüber; Neuseeland und Bahrain. Wer gewinnt fährt zur WM nach Südafrika im nächsten Jahr (das Hinspiel endete 0:0), was für die Kiwis ein Weltereignis wäre, das letzte Mal waren sie 1982 dabei. Wie schon mal an anderer Stelle erwähnt, Fußball genießt hier ungefähr einen Ruf wie Rhythmische Sportgymnastik in Deutschland, den bisherigen Zuschauerrekord von 35.000 Zuschauern hält wenn man so will David Beckham, er war vor zwei Jahren mit seinem amerikanischen Klub zu einem Freundschaftsspiel bei den Wellington Phoenix (so etwas wie der FC Bayern München Neuseelands).

Natürlich möchte ich euch aber nicht so lange auf einen weiteren Eintrag warten lassen. Ich werde mich zwischendurch mal melden und z.B. über eine ganz spannende Sache berichten; das Fahren auf der linken Seiten, wie aufregend. Übermorgen ist übrigens schon das erste Viertel meines Jahres absolviert, wie die Zeit vergeht und heute vor vier Monaten gabs Abi- Zeugnisse, amazing.

Eine zeitlose Woche euch allen!

Bis demnächst!!

Grüßt die Kiwis!!!

Euer Michi