Freitag, 30. April 2010

Done it.



Es herrscht eine Ruhe an diesem Samstagnachmittag, die fast schon angsteinflößend sein könnte. Einzig und allein das Knattern des Motors unterbricht die Stille. Der Blick in meinen Rückspiegel zeigt eine endlose Leere, der Blick in meine Windschutzscheibe ebenso. Zu meiner rechten zerbrechen in beunruhigend naher Entfernung acht Meter große Wellen an ihrer eigenen Höhe, ihre Ausläufer nähern sich in bedrohender Schnelligkeit, ehe ihnen am Ende doch der Mut fehlt, mich in ihre Schlinge hineinzuziehen. Zu meiner Linken herben sich in Wohnblockgröße Sanddünen, nur an ihren verwehten Gipfeln kann man die Stärke des Windes erahnen. Auf Grund der geschlossenen Fenster bleibt mir die Akustik dieser Naturschauspiele fern, es halten mich nur die rhythmischen Motorengeräusche meines Fahrgerätes wach, unausgeschlafen und ungeduscht klammere ich mich an mein Lenkrad und tue nichts anderes als - Geradeaus zu fahren. Siebzig zeigt der Geschwindigkeitsmesser, mehr traue ich mir nicht zu, ab und an gerät mein Van ordentlich ins Schleudern und ich erwache aus meinem Halbschlaf. Wir befinden uns mitten auf einem Strand, dessen Anfang und Ende man nur erahnen kann. Der Ninety Mile Beach ist zwar in Wirklichkeit keine neunzig Meilen lang, besitzt aber dennoch eine unvorstellbare Weite. Man kann jeden der achtundachtzig Kilometer abfahren, sollte aber zumindest ein Allrad betriebenes Auto haben. Da diese Voraussetzung von meinen Mazda Bongo erfüllt wird, konnten wir uns diesen Spaß natürlich nicht entgehen lassen, es war eines der vielen kleinen Abenteuer meiner vorerst letzten Neuseelandrundreise.

Heute nehme ich euch mit in den Norden. Vor zwei Wochen hatte ich wieder einmal vier Tage frei und da wollte ich einen von mir noch nicht erschlossenen Teil Neuseelands bereisen. Geplant war es die Reise mit einem anderen Freiwilligen zu begehen, der konnte aber dann doch nicht und so musste ich halt alleine die neuseeländischen Straßen unsicher machen. Obwohl alleine war ich eigentlich nicht, ich hatte ja meinen Bongo, der sich auf diesen Trip schon ganz besonders gefreut hatte.

Los geht eine Neuseelandreise immer mit dem Einkauf. Da wird schon nicht mehr lange überlegt was man sich denn köstliches die nächsten Tage kochen will. Es reicht ein Griff ins Nudelregal, einer für die Soße, ein weiterer fürs Toast, noch einer für ein paar Thunfischdosen und der letzte für die Müsliriegel. Die Nutella kann ich mir von meinem Haus mitnehmen und Wasser wird schon lange nur noch aus dem Wasserhahn getrunken. Während ich in Deutschland einen solchen Ausflug Tage vorher genauer durchgeplant hätte, ist mir das organisatorische Vorgehen in Neuseeland vollkommen abhanden gekommen, einen Wald zum Schlafen findet man schon. So brach ich an einem Donnerstagmorgen auf, warum das relevant ist, weiß ich eigentlich auch nicht. Das erste Ziel stellte die größte Stadt im sogenannten Northland dar, Whangarei (gesprochen: Vangerei). Jede weitere Zeile verbietet sich über diese Stadt, dagegen ist Schwedt eine Perle. In der Nähe von Whangarei gibt es ein kleines Höhlensystem, welches man kostenlos bewandern kann. Da ein deutscher Massentourist namens Michael Graupner Warnungen wie „in den Höhlen könnte es etwas nass werden“ mit dem Tragen einer Jeans und Halbschuhen beantwortet, hatte ich nach zwanzig Metern Höhlenwanderung schon genug. Das Wasser stand mir bis zum Gürtel und es war eisig. Man hätte wohl noch ein paar Kilometer weitergehen können, aber nach zweihundertfünfunddreißig Metern machte ich kehrt und musste mir das Gelächter von entgegenkommenden Kiwis anhören, bloody German.

Nächster Halt waren die Whangarei Falls. Über die Whangarei Falls sagt der überlebenswichtige Lonely Planet: „The Whangarei Falls are the Paris Hilton of NZ waterfalls - not the most impressive but the most photographed.“ Einen Kommentar meinerseits erspart sich der Verfasser, er lässt das Bild sprechen.

Paris Hilton???

Weiter geht’s, machen wir mal jetzt eine Toilettenpause. Ihr alle kennt doch bestimmt den österreichischen Maler Friedrich Hundertwasser. Der bereiste regelmäßig Neuseeland seit Mitte der siebziger Jahre und ließ sich bis zu seinem Tod ganz am anderen Ende der Welt nieder, wurde sogar hier beerdigt. Jedenfalls hat der Gute Friedrich vor allem im Norden der Nordinsel gearbeitet, genauer in dem kleinen Örtchen namens Kawakawa. Dort hatte er drei Jahre vor seinem Tod eine öffentliche Toilette kreiert, die ich mir als alter Kunstexperte natürlich nicht entgehen lassen konnte.

World famous in New Zealand - die Hundertwasser- Toilette.

Welcher Tourist hat hier nicht schon seine Spuren hinterlassen?


Was würde Frau Mennicke bloß zu dieser Farbanordnung sagen?

Nach diesem freudigen Erlebnis stand die Suche nach einem Schlafplatz an. Vorher wurde mir in der Touristeninformation abgeraten im Northland im Wald zu campen, da sowieso verboten und hier wohl auch gefährlich, ein paar Maori Jugendliche hätten abends wohl etwas Langeweile. Naja, so sehr hat mich dieser Hinweis jetzt nicht abgeschreckt, aber nachdem die Sonne schon verschwunden war und immer noch kein Platz gefunden, nahm ich mir dann doch den Luxus eines Campingplatzes. Van geparkt und Kocher ausgepackt. Noch nicht mal eine Minute vergangen, da vernehme ich einen altbekannten Akzent. „Over there is a well equipped kitchen.“ Der Stolperer bei equipped hatte meine Campingnachbarin verraten – ich war wieder einmal von Deutschen umgeben. Genauer genommen kam das Ehepaar aus Homburg, als ich meinte, dass ich aus Eberswalde komme, eine Stunde nördlich von Berlin, antwortete die Frau: „Das ist ja dann schon Mecklenburg, oder?“ Fast.

Mein Campingplatz befand sich in unmittelbarer Nähe zu dem Bay of Islands. Vollkommen überraschend besteht diese Bucht aus lauter kleinen Inseln, ungefähr einhundertfünfzig sollen es sein. Um diese Inseln herum schwimmen ab und zu auch ein paar Delfine. Verschiedene Bootsunternehmen werben mit der ultimativen Delphingarantie, nach langem hin und her hatten sie auch bei mir Erfolg und so nahm ich an einer kleinen Tour teil. Das Versprechen wurde auch schon nach wenigen Minuten eingehalten und so sah ich halt Delphine im Wasser schwimmen, toll.

Sind sie nicht süß?

Auf Wiedersehen.

Aber die Tour war noch lange nicht vorbei. Ziemlich am Ende der Bucht gibt es ein weiteres Highlight; The Hole in The Rock. Das ist nichts Weiteres als ein Felsen in dem sich ein Loch befindet, welches durch Wind und Wellen geschaffen wurde.

Jepp, da ist halt ein Loch im Felsen.

Danach wurde dann noch eine der Inseln besichtigt und das wars dann, im Nachhinein hätte ich mir die ganze Geschichte sicherlich auch sparen können, aber was solls. Als nächstes wurde dann ein bisschen neuseeländische Geschichte erlebt. In einem kleinen Plätzchen namens Waitangi im Bay of Islands wurde am sechsten Februar vor einhundertsiebzig Jahren der Vertrag von Waitangi (Treaty of Waitangi) unterzeichnet. Da in mir immer noch zu sehr der Geschichtsleistungskursteilnehmer steckt gibt es jetzt den zweiten Teil von neuseeländischer Geschichte für Anfänger: Anfang des neunzehnten Jahrhunderts stellten immer mehr Europäer fest, dass Neuseeland ja eigentlich doch ein schönes Fleckchen Erde ist und so kamen immer mehr von ihnen ans andere Ende der Welt. Dabei brachten sie ganz viele tolle und weniger tolle Dinge mit (mehrheitlich Zweiteres), allen voran Waffen, die sie im Tausch, zum Beispiel gegen Land, an die Maori weitergaben. Diese Technik fanden die wiederum ganz spannend und mussten sie erst einmal in ein paar Kriegen gegenseitig ausprobieren, um später dann auch gegen die Weißen einige Gefechte anzufangen. Das und der Fakt, dass Frankreich von Neuseeland auch ziemlich begeistert war und sich auch am liebsten auch niederlassen wollte, veranlasste die britische Krone einige Dinge mal klar zustellen, in Form des Treaty of Waitangi. Mit diesem Vertrag wurde Neuseeland britische Kolonie und es wurde wichtige Abkommen zwischen Neuseeländern und Maori getroffen. So weit so gut, allerdings gabs von diesem Vertrag logischerweise zwei unterschiedliche Übersetzungen, die dann aber auch unterschiedlich interpretiert wurden. So wurde nach dem Vertrag zwischen Maori und Weißen da weitergemacht wo man eigentlich aufgehört hatte – mit Krieg, bzw. mit mehreren, aber das ist auch schon wieder eine andere Geschichte. Jedenfalls gilt der sechste Februar als eine Art Geburtsstunde des „modernen“ Neuseelands und ist der Nationalfeiertag. In Waitangi kann man unter anderem das Haus besichtigen, indem der Vertrag unterzeichnet wurde.

Anschließend stand noch eine recht anstrengende Fahrt an den nördlichsten Zipfel Neuseelands bevor, davon am nächsten Tag mehr. Genächtigt wurde wieder auf einem Campingplatz, diesmal aber kostenlos und mit Plumpsklo. Zum Abendbrot gab es erneut Pasta, diesmal fotografierte sich Tim Mälzer mal selber.

Wollt ihr mal probieren?

Nach einer weiteren durchwachsenen Nacht stand wieder das volle touristische Programm auf dem Plan. Diesmal war es der (fast) nördlichste Punkt Neuseelands – das Cape Reinga. Am Cape Reinga treten nach Maori Mythologie die Seelen der Toten ihren Pilgerweg in ihre Herkunftsregion, Polynesien, an, da Gerüchten zu Folge der Verfasser dieses Blogs seine polynesischen Wurzeln noch nicht offenbart bekommen hat, wollte ich doch lieber erst mal an Land bleiben und diese atemberaubende Atomsphäre auf mich wirken lassen. Man steht am Cape Reinga, schaut Geradeaus, in die Weiten des Ozeanes, und denkt; ‚da irgendwo ist doch, äh, Indonesien.‘ Da kam zum ersten Mal so richtig dieses am anderen Ende der Welt- feeling auf, seltsam. Ein weiteres Spektakel ist das Treffen des pazifischen Ozeanes und der tasmanischen See, man kann richtig erkennen wie die Wellen sich gegenseitig begrüßen, da lief es mir schon kalt den Rücken runter. Hier mal ein paar Impressionen.


Cape Reinga.


Jepp und der war jetzt auch schon da.


Und nochmal.

Diese Richtung müsste stimmen.


Tasman (links) meets Pacific (rechts).

Schön, mit schweren Herzens musste ich mich auch vom Cape Reinga verabschieden. Von da aus ging es den nördlichen Zipfel wieder runter, diesmal aber mit zwei Zwischenstopps. Den ersten gabs an ein paar Sanddünen. Das wäre an sich nicht so besonders, wenn diese nicht über fünfzig Meter in die Höhe ragen. Eine Frau wusste was mit diesen Dünen anzufangen und verkauft davor kleine Bretter mit denen man sogenanntes Bodyboarding betreiben kann, also mit dem Kopf nach vorne den Berg runter, konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.


Man könnte ja mal über einen Lift nachdenken.


Hatte was von der noch nicht besuchten Sahara.

Genau im Moment des Fotos kam ein Sandsturm.

Das war funnig. Eigentlich beginnt schon von da aus der Ninety Mile Beach, allerdings wird ein Befahren von den Sanddünen dringend abgeraten, den Abschleppdienst bezahlt keine Versicherung. So wagte ich mein Glück weiter südlich.

Der Bongo vor seiner aufregendsten Fahrt.


Der Verkehr lief einigermaßen fließend.

Diesmal wurde abends in einem gemütlichen Wald geschlafen und am nächsten Tag stand ein langer Weg zurück nach Helensville an. Bevor meiner Rückkehr wurde ich aber noch zum Förster. Man kann auf dem Weg gen Süden durch einen Wald fahren, einem Kauri- Wald. Der Kauri- Baum ist einer der wenigen noch existierenden neuseeländischen Baumarten und natürlich ein Touristenmagnet. Der größte Kauri- Baum besitzt eine Höhe von einundfünfzig und einen Umfang von vierzehn Metern und den Namen Tane Mahuta.

Übersetzt: God of the forest.


Schon wieder er.

Nun gut, war halt auch nur ein großer Baum. Nachdem ich mir noch ein paar weitere Kauris angeschaut habe und feststellte diesen Baum nicht in meinen Garten zu pflanzen, begann die endgültige Rückreise in mein Dorf.

So soll es dann auch gewesen sein. Wenn man so will habe ich nun quasi ganz Neuseeland bereist. Vom fast südlichsten bis zum fast nördlichsten Punkt, vom fast östlichsten bis zum fast westlichsten Punkt. Jedes Mal fehlten ein paar Kilometer um die jeweilige Maxime zu erreichen, egal, so gut wie jede Region Neuseelands durfte meinen Atem spüren. Vor einem Jahr war mir vielleicht bewusst, dass dieses Land aus zwei Inseln besteht, jetzt weiß ich, es sind dann doch ein paar mehr. Alles was ich sehen wollte hab ich mehr oder weniger sehen dürfen, aber keine Angst, Langeweile kehrt in den verbleibenden zweieinhalb Monaten garantiert nicht auf, das kann ich versprechen.

Ich wünsche euch allen einen geruhsamen ersten Mai!

Bis demnächst!!

Grüßt die Kiwis!!!

Euer Michi

Mittwoch, 14. April 2010

Volljährig.

Guten Abend und ganz herzlich Willkommen zur achtzehnten Ausgabe von „Vom anderen Ende der Welt.“ Mein Blog hat nun also die Volljährigkeit erreicht und will in seinem Leben noch ganz viel erreichen. Da wäre zum Beispiel dieses grauenhafte Foto des Verfassers irgendwann einmal zu ersetzen, einen neuen Farbanstrich zu erhalten oder einfach in Rente zu gehen. Für den letzten muss er noch ein bisschen was tun, die ersten beiden Wünsche kann er sich aber wohl abschminken. Tut mir leid, Blog. Nichtsdestotrotz will ich ihm diesen Geburtstag natürlich nicht vermiesen und so schneiden wir dann mal den Kuchen an. Jedoch muss ich ihn schon wieder enttäuschen; anstatt einer prächtigen Erdbeertorte mit Kaviar oben drauf gibt es nur einen staubigen, vor dem Verfallsdatum stehenden, im Supermarkt als Sonderangebot ergatterten, Schokoladenkuchen und auch noch ohne Sahne. In den letzten zwei Wochen hat sich mein Leben keiner größeren Reise unterzogen, gestorben ist auch niemand und so schaun ma mal was das heute hier wird, schwafeln kann er ja ganz gut.

So fang ich einfach mal mit dem Highlight der vergangenen vierzehn Tage an. Am Ostersamstag bin ich nach gekochter und verzehrter Lasagne zum Abendbrot, nach Auckland. Genauer genommen zum Flughafen. Dort benötigte ich eine gefühlte dreiviertel Stunde um einen Parkplatz zu finden, warum auch immer. Den Van abgeschlossen, Beine in die Hände genommen und mit schnellen Schrittes zum Terminal. In diesem brauchte ich erst einmal eine Weile zur Orientierung und erfragte das Ankommen verschiedener Flieger. Danach setzte ich die ziellose Suche fort und war schon am verzweifeln, ich habe ihn doch nicht etwa verpasst. Plötzlich winkt mir aus ungefähr fünfundsechzig Metern ein Mensch, mit schwarzen Haaren und deutlich erbraunter Hautfarbe zu. Das ist doch nicht etwa? Kann nicht sein. Du arbeitest schon zu lange mit geistig Behinderten Menschen zusammen. Mit unauffälligen Schritten nähere ich mich dieser Person auf einunddreißig Metern an, noch immer bewegt sie ihre linke Hand in einem gleichmäßigen Rhythmus und zeigt ein leichtes Lächeln. Du bist fünfundzwanzigtausend Kilometer von deiner Heimatstadt entfernt, das ist unmöglich. Fünfzehn Meter, Körperbau und Gesichtsformen werden immer deutlich erkennbarer, wach endlich auf. Die vier Meter Marke erreicht und jetzt kann doch eigentlich kein Zweifel mehr bestehen. Der Nachfahre des Homo Sapiens, der gerade seinen Rucksack vom Gepäcklaufband aufnimmt trägt den Namen: Johannes Hierold. Die Wurst rausgeholt, ein Eberbräu geköpft und den Friedhelm- Boginski Gedächtnisbart ran geklebt, ein Hoch auf unser einzigartiges Eberswalde. Natürlich war diese Begegnung von langer Hand geplant und ließ meine Laune in den vergangenen Tagen erheblich steigern, zwei alte Schulkameraden aus der schönsten Stadt Deutschlands treffen sich im schönsten Land der Welt, Hohoho.

Hiermit bestätige ich also offiziell, dass Jojo noch am Leben ist, was mich sehr gefreut hat. Nachdem Verlassen des Aucklander Flughafen ging es zuerst auf einen Vulkan, von dem man aus erkennen kann, dass Auckland ja wirklich ziemlich groß ist. Anschließend fuhren wir in die City und bei einem sehr salzigen Guinness wurde über die vergangenen acht Monate geplaudert, danach sind wir in eine Bar, wo wir den Kiwis erst einmal zeigen mussten wie man Pool spielt, bzw. tat dies mein Eberswalder Kumpane. Aber wie schon erwähnt, der Kalender hat unser Treffen auf den Ostersamstag gelegt und wie auch den „Bild“- Lesern unter euch bekannt sein dürfte folgt auf Ostersamstag Ostersonntag und somit werden Punkt zwölf Nägel an die Bierfässer und Lautsprecher aller Aucklander Bars genagelt, Feierabend. Quasi ganz Neuseeland schließt an Karfreitag und Ostersonntag, so stand eine verfrühte Fahrt nach Helensville an. Am nächsten Morgen stellte ich Jojo allen meinen Hausmitgliedern vor und auf Grund der mangelnden Unterhaltungsmöglichkeiten rund um Helensville an einem Ostersonntag (obwohl, da ist nicht unbedingt der Ostersonntag Schuld) kam er auch gleich zur traditionellen Osterfeier vom Mount Tabor Trust mit. Dieser soll aber hiermit kein ganzes Stück vom Kuchen gegeben werden und so nur eine Kurzfassung. Mt. Tabor ist etwas christlich angehaucht und so wurde eine kleine Prozession abgehalten. Zuerst sollten alle Teilnehmer all ihre Sünden in Form eines Nagels in ein Kreuz hauen, anschließend wurde dieses Kreuz vor einem roten Schleier fallen gelassen und wir sollten auf diesem Kreuz durch den Schleier laufen und am anderen Ende warteten Wein und Brot auf uns, Halleluja. Ein paar Ostereier wurden noch gesucht und dann gab es das für Mt. Tabor- Ereignisse so essentielle Büffet. Das wars. Meine sonstigen Ostertraditionen gefielen mir da schon deutlich besser, aber wen kümmert es. Den Nachmittag über blieben wir zu Hause, bzw. halfen Agnes beim puzzeln und haben abends die erste Staffel von Mr. Bean geschaut. Am nächsten Morgen verabschiedete sich Jojo auch schon wieder, vorerst. Da ich für meinen Bongo am Anfang einer Woche keine Verwendung habe wechselte er für drei Tage den Besitzer und Jojo fuhr gen Norden. Am Mittwoch kam er Gesund und munter wieder zurück, also der Bongo, Jojo, soweit ich weiß, auch. Für den Donnerstag war die übliche Abendunterhaltung geplant, also die Aucklander Bars unsicher machen. Wobei so viel unsicher zu machen gab es letzten Donnerstag nicht. Die Dichte an Menschen war trotz neuseeländischer Osterferien recht gering und so verabredeten wir uns ein letztes Mal für den morgigen Nachmittag. An diesem hatten wir beide die wohl schönste Stadtrundfahrt unseres Lebens, über eine Stunde durch Auckland, fantastisch. Danach hieß es dann aber auch schon wieder Abschied nehmen, die nicht vorhandenen Tränen stiegen in die Augen und Auf Wiedersehen, man sieht sich am dreiundzwanzigsten Juli. Es war sehr schön mal wieder mit jemanden aus dem eigenen Kaff zu quatschen, quasi den guten alten Zeiten ein bisschen nachzutrauern, darüber zu sprechen wer aus unserem Jahrgang jetzt schon Hartz- IV beantragt hat oder ob die Erde nicht vielleicht doch eine Scheibe ist. Ein Beweisfoto von diesem Treffen kann ich euch übrigens nicht zeigen, noch nicht, ich warte immer noch auf das Foto Jojo, beim nächsten Mal dann.

Jepp, dass also dazu. Nach diesem tränenreichen Abschied haben wir zu siebent noch einen kleinen Ausflug unternommen. Es ging in einen der angeblich gruseligsten Orte Neuseelands, ins „Spookers“. Das „Spookers“ ist ein altes Backsteingebäude, was früher als eine Anstalt für psychisch kranke Menschen diente und nun zu einem Art Geisterhaus umfunktioniert wurde. Zu Beginn gab es eine zwanzig minütige Tour durch das Haus. Man muss sich das so vorstellen, wir laufen da zu siebt durch die rar beleuchteten Korridore und plötzlich erscheint aus der Wand eine Hand, oder sonst was. Dann gibt es kleine Räume, die zuerst einen ganz normalen Eindruck vermitteln. Ein Raum bestand aus einem Gefängnis, in dem ein Mann in einer Zelle saß und den Schlüssel verlangte, der sich am anderen Ende des Raumes befand. Wir stürmen alle auf den Schlüssel und kommt der Mann natürlich aus seiner Zelle und brüllt uns an. So gruselig war es dann aber noch auch wieder nicht, da durch die Schreie unserer weiblichen Gruppenmitglieder jeglicher Grusel schon vorweggenommen wurde. Nach dem Haus sind wir in ein zum Labyrinth umgebauten Maisfeld, wo wir uns in kleinere Gruppen aufgeteilt hatten. Es war stockdunkel und wir besaßen nur eine kleine Taschenlampe. Dann passiert es halt, dass auf einmal Mitten aus dem Maisfeld merkwürdig gekleidete Männer auf dich losstürmen und dabei eine knatternde Kettensäge in der Hand halten und nichts anderes als deinen Tod wollen. Das war schon deutlich angsteinflößender, geweint habe ich aber nicht und meine Hose blieb auch trocken.

Der Teller ist leer, der Kuchen Geschichte und ihr könnt gleich zum Erbrechen aufs Klo. Da beende ich unsere kleine Party heute mal langsam.

Den Blog heute habe ich verfasst, da ich gestern mit der festen Überzeugung aufgewacht bin am Dienstag einen Blog zu schreiben, gut dies konnte nicht hundertprozentig umgesetzt werden. Nichtsdestotrotz fällt dieser Blogeintrag mit einem erwähnenswerten Zahlenspiel zusammen. Einer der deutschen Freiwilligen machte mich gestern darauf aufmerksam, dass morgen noch einhundert Tage bis zur Rückkehr ins geliebte Eberswalde bleiben. Da war ich ja etwas schockiert und konnte ihm das nicht wirklich glauben. So wurde abends erst einmal gründlich nachgezählt und er lag falsch. Der Tag an dem meine Nase wieder die unverkennbare eberswalderanische Luft atmen darf, liegt von heute an nicht einhundert, sonder neunundneunzig Tage zurück. Oh Gott, nur noch zweistellig. Meine derzeitige Stimmungslage verleiht mich aber eher nicht zum Tage zählen, ich fühl mich gerade recht wohl am anderen Ende der Welt, so viel nur mal dazu.

Zum Abschied noch ein Geburtstagsrätsel:

Was ist das?


Und die Lösung ist:


Genau. Na, wer hat’s gewusst? Wer bekommt den Lolli?

Habt eine wollige Woche!

NeunUndNeunzig!!

Grüßt die Kiwis!!!

Euer Michi