Dienstag, 10. November 2009

10,55 km, 46:16 Minuten, 49. Platz



Zu Beginn dieses Blogeintrages könnte wieder irgendein schlechter und letzte Woche schon missbrauchter Spruch mit Halloween und Gruseln kommen, lassen wir lieber, könnte aber trotzdem passen. Ihr liegt zunächst einmal richtig; die auf dem Bild abgebildete Person stellt den Verfasser dieser Internetseite dar, er hat gerade ein Viertel eines Marathons in den Beiden, was man nur bedingt an seinem äußeren Erscheinungsbild erkennen kann. Um diesen Ausflug zum sogenannten „Auckland Marathon“ soll es heute gehen.

Wie letzte Woche in den abschließenden Zeilen schon angekündigt bin ich also nach Auckland. Es sollte um halb fünf in die größte Stadt Neuseelands. Da jedoch die Deutsche Bahn im Gegensatz zum öffentlichen Nahverkehr rund um Neuseeland eine Ausgeburt der Pünktlichkeit ist, kam der Bus natürlich nicht, somit konnte ich erst mit dem Bus um sieben Uhr fahren. Dies hatte wiederum weitreichende Konsequenzen, ich hätte nämlich schon um sieben Uhr in Auckland sein müssen um meine Startnummer, T-Shirt und Zeitmessungsgerät für den Lauf am nächsten Morgen abzuholen. So war ich dann erst um neun da und natürlich kein running bag (Laufbeutel klingt eher nach Spaziergang) mehr für Michael Graupner. Nach langer Suche hatte ich dann endlich einen Verantwortlichen gefunden, der meinte „no way“, zu spät, die übriggebliebenen Nummern und so sind alle schon auf dem Weg zur Müllhalde. Wahrscheinlich tat ich ihm dann aber doch ein wenig Leid, jedenfalls hat er dann nochmal in allen Mülleimern nachgeschaut und siehe da es gab doch noch eine Startnummer. Zwar nicht für Michael Graupner, ab 21:23 Uhr war ich für ein paar Stunden Peter O’Connor, egal Hauptsache laufen.

Auf den Auckland Marathon bin ich schon gleich nach meiner Ankunft gestoßen, auf der Suche nach irgendeiner läuferischen Herausforderung. Ursprünglich wollte ich den Halb- Marathon laufen, der war aber leider schon ausgebucht, so blieb als Alternative nur der Viertel- Marathon, quasi als Stadtlaufersatz in diesem Jahr. Nach etwas Vorbereitung in den Wochen zu vor, 10,55 Kilometer läuft man ja auch nicht nebenbei, fühlte ich mich relativ fit und wahr frohen Mutes was den Sonntag betrifft. Einzig negative an der ganzen Sache war die Startzeit; es ging bereits um 6:45 Uhr los, man sollte um 6 Uhr da sein und somit hieß es um fünf Aufstehen. Mir also war vorher schon klar, dass meine Schlafzeit eher begrenzt schien, zu Mal ich mich wieder im Backpacker eingemietet hatte, in dem eine der zahlreichen Halloweenpartys in Auckland stieg. So trieb es mich abends noch in ein Pub, die All Blacks spielten mal wieder gegen Australien, diesmal in Tokio, warum auch immer. Da überraschenderweise mein Verstand über meinen Durst gesiegt hat, bestellte ich nur einen englischen Tee. Dies hatte zur Folge, dass mindestens jeder zweite Mensch mich nach dem Grund für mein seltsames alkoholfreies Gebräu gefragt hat. Neben mir am Tresen saß ein Schotte, der mich schon nach meinem ersten Satz als „bloody German“ identifiziert hat. Mit ihm hab ich dann den ganzen Abend über Fußball gequatscht, am Ende ist uns dann beide aufgefallen, dass Rugby nicht so wirklich unser Sport ist, ständige Unterbrechungen, mal ein bisschen Gekicke und irgendwann gibt es dann ein paar Punkte, der Ball ist rund!

Nichtsdestotrotz haben die All Blacks wieder einmal gewonnen, was sich jedoch negativ auf die Dauer meines Schlafes ausgewirkt hatte. Gefühlt war es ungefähr eine Stunde, in Wirklichkeit wohl etwas mehr, wurscht. Um fünf ging es aus dem Bett, die Straßen waren nur so überseht von betrunkenen und sich ergebenden Kürbissen, Spinnen und sonstigen Kreaturen. Am Start angekommen war ich erst einmal überrascht, wie viele doch am eigentlich nur als „Fun Run“ beschriebenen Lauf teilnehmen, insgesamt waren es über 2000 Läufer, ich zählte 13 Deutsche. Selbstverständlich werde ich euch jetzt nicht mit einem großen Rennbericht langweilen, ich halte das in aller Kürze. Start zu schnell angegangen, Mitte etwas eingebrochen, letzten 200 Meter gnadenloser Sprint. Bei angenehmem Laufwetter bin ich eine Zeit von 46:17 Minuten gelaufen, Ziel von unter 50 Minuten blieb also erfüllt, verdammter Ehrgeiz. Im Gesamtklassement würde das den 49. Platz machen, da aber Peter O’Connor kein Dings zum Zeitnehmen getragen hat ist er auch nicht auf der Ergebnisliste zu finden, Pech gehabt.

Langsam wieder zu Kräften kommend wollte ich mir anschließend den Zieleinlauf des eigentlichen Marathons nicht entgehen lassen. Der Gewinner lief irgendwas mit zwei Stunden und dreißig, da kein afrikanisches Laufmonster dabei war (Verzeihung für dieses Vorurteil), eine ganz anständige Zeit. Nach einem wohlverdienten Menü bei Burger King als zweites Frühstück, fuhr mich dann Tom netterweise wieder nach Helensville, so schnell war mein läuferisches Highlight dieses Jahr auch wieder passe.

Da mein Bett jetzt lauter als die Gedanken an weitere Erlebnisse schreit, werde ich es wohl an dieser Stelle lieber sein lassen. Man ist geistig abends nicht mehr unbedingt auf der Höhe, wenn man den ganzen Tag mit Behinderten gearbeitet hat, ich hoffe mal dass da keine bleibenden Schäden entstehen.

In diesem Sinne eine geistreiche Woche und eine neuseeländische WM- Qualifikation!

Bis demnächst!!

Grüßt die Kiwis!!!

Euer Michi

PS: Zum Abschluss noch ein Bild von Peter O‘ Connor, etwas mehr Ehrgeiz hätte man sich schon noch gewünscht, mehr Mund-aufgerissene- Fotos im Album.