Mittwoch, 14. April 2010

Volljährig.

Guten Abend und ganz herzlich Willkommen zur achtzehnten Ausgabe von „Vom anderen Ende der Welt.“ Mein Blog hat nun also die Volljährigkeit erreicht und will in seinem Leben noch ganz viel erreichen. Da wäre zum Beispiel dieses grauenhafte Foto des Verfassers irgendwann einmal zu ersetzen, einen neuen Farbanstrich zu erhalten oder einfach in Rente zu gehen. Für den letzten muss er noch ein bisschen was tun, die ersten beiden Wünsche kann er sich aber wohl abschminken. Tut mir leid, Blog. Nichtsdestotrotz will ich ihm diesen Geburtstag natürlich nicht vermiesen und so schneiden wir dann mal den Kuchen an. Jedoch muss ich ihn schon wieder enttäuschen; anstatt einer prächtigen Erdbeertorte mit Kaviar oben drauf gibt es nur einen staubigen, vor dem Verfallsdatum stehenden, im Supermarkt als Sonderangebot ergatterten, Schokoladenkuchen und auch noch ohne Sahne. In den letzten zwei Wochen hat sich mein Leben keiner größeren Reise unterzogen, gestorben ist auch niemand und so schaun ma mal was das heute hier wird, schwafeln kann er ja ganz gut.

So fang ich einfach mal mit dem Highlight der vergangenen vierzehn Tage an. Am Ostersamstag bin ich nach gekochter und verzehrter Lasagne zum Abendbrot, nach Auckland. Genauer genommen zum Flughafen. Dort benötigte ich eine gefühlte dreiviertel Stunde um einen Parkplatz zu finden, warum auch immer. Den Van abgeschlossen, Beine in die Hände genommen und mit schnellen Schrittes zum Terminal. In diesem brauchte ich erst einmal eine Weile zur Orientierung und erfragte das Ankommen verschiedener Flieger. Danach setzte ich die ziellose Suche fort und war schon am verzweifeln, ich habe ihn doch nicht etwa verpasst. Plötzlich winkt mir aus ungefähr fünfundsechzig Metern ein Mensch, mit schwarzen Haaren und deutlich erbraunter Hautfarbe zu. Das ist doch nicht etwa? Kann nicht sein. Du arbeitest schon zu lange mit geistig Behinderten Menschen zusammen. Mit unauffälligen Schritten nähere ich mich dieser Person auf einunddreißig Metern an, noch immer bewegt sie ihre linke Hand in einem gleichmäßigen Rhythmus und zeigt ein leichtes Lächeln. Du bist fünfundzwanzigtausend Kilometer von deiner Heimatstadt entfernt, das ist unmöglich. Fünfzehn Meter, Körperbau und Gesichtsformen werden immer deutlich erkennbarer, wach endlich auf. Die vier Meter Marke erreicht und jetzt kann doch eigentlich kein Zweifel mehr bestehen. Der Nachfahre des Homo Sapiens, der gerade seinen Rucksack vom Gepäcklaufband aufnimmt trägt den Namen: Johannes Hierold. Die Wurst rausgeholt, ein Eberbräu geköpft und den Friedhelm- Boginski Gedächtnisbart ran geklebt, ein Hoch auf unser einzigartiges Eberswalde. Natürlich war diese Begegnung von langer Hand geplant und ließ meine Laune in den vergangenen Tagen erheblich steigern, zwei alte Schulkameraden aus der schönsten Stadt Deutschlands treffen sich im schönsten Land der Welt, Hohoho.

Hiermit bestätige ich also offiziell, dass Jojo noch am Leben ist, was mich sehr gefreut hat. Nachdem Verlassen des Aucklander Flughafen ging es zuerst auf einen Vulkan, von dem man aus erkennen kann, dass Auckland ja wirklich ziemlich groß ist. Anschließend fuhren wir in die City und bei einem sehr salzigen Guinness wurde über die vergangenen acht Monate geplaudert, danach sind wir in eine Bar, wo wir den Kiwis erst einmal zeigen mussten wie man Pool spielt, bzw. tat dies mein Eberswalder Kumpane. Aber wie schon erwähnt, der Kalender hat unser Treffen auf den Ostersamstag gelegt und wie auch den „Bild“- Lesern unter euch bekannt sein dürfte folgt auf Ostersamstag Ostersonntag und somit werden Punkt zwölf Nägel an die Bierfässer und Lautsprecher aller Aucklander Bars genagelt, Feierabend. Quasi ganz Neuseeland schließt an Karfreitag und Ostersonntag, so stand eine verfrühte Fahrt nach Helensville an. Am nächsten Morgen stellte ich Jojo allen meinen Hausmitgliedern vor und auf Grund der mangelnden Unterhaltungsmöglichkeiten rund um Helensville an einem Ostersonntag (obwohl, da ist nicht unbedingt der Ostersonntag Schuld) kam er auch gleich zur traditionellen Osterfeier vom Mount Tabor Trust mit. Dieser soll aber hiermit kein ganzes Stück vom Kuchen gegeben werden und so nur eine Kurzfassung. Mt. Tabor ist etwas christlich angehaucht und so wurde eine kleine Prozession abgehalten. Zuerst sollten alle Teilnehmer all ihre Sünden in Form eines Nagels in ein Kreuz hauen, anschließend wurde dieses Kreuz vor einem roten Schleier fallen gelassen und wir sollten auf diesem Kreuz durch den Schleier laufen und am anderen Ende warteten Wein und Brot auf uns, Halleluja. Ein paar Ostereier wurden noch gesucht und dann gab es das für Mt. Tabor- Ereignisse so essentielle Büffet. Das wars. Meine sonstigen Ostertraditionen gefielen mir da schon deutlich besser, aber wen kümmert es. Den Nachmittag über blieben wir zu Hause, bzw. halfen Agnes beim puzzeln und haben abends die erste Staffel von Mr. Bean geschaut. Am nächsten Morgen verabschiedete sich Jojo auch schon wieder, vorerst. Da ich für meinen Bongo am Anfang einer Woche keine Verwendung habe wechselte er für drei Tage den Besitzer und Jojo fuhr gen Norden. Am Mittwoch kam er Gesund und munter wieder zurück, also der Bongo, Jojo, soweit ich weiß, auch. Für den Donnerstag war die übliche Abendunterhaltung geplant, also die Aucklander Bars unsicher machen. Wobei so viel unsicher zu machen gab es letzten Donnerstag nicht. Die Dichte an Menschen war trotz neuseeländischer Osterferien recht gering und so verabredeten wir uns ein letztes Mal für den morgigen Nachmittag. An diesem hatten wir beide die wohl schönste Stadtrundfahrt unseres Lebens, über eine Stunde durch Auckland, fantastisch. Danach hieß es dann aber auch schon wieder Abschied nehmen, die nicht vorhandenen Tränen stiegen in die Augen und Auf Wiedersehen, man sieht sich am dreiundzwanzigsten Juli. Es war sehr schön mal wieder mit jemanden aus dem eigenen Kaff zu quatschen, quasi den guten alten Zeiten ein bisschen nachzutrauern, darüber zu sprechen wer aus unserem Jahrgang jetzt schon Hartz- IV beantragt hat oder ob die Erde nicht vielleicht doch eine Scheibe ist. Ein Beweisfoto von diesem Treffen kann ich euch übrigens nicht zeigen, noch nicht, ich warte immer noch auf das Foto Jojo, beim nächsten Mal dann.

Jepp, dass also dazu. Nach diesem tränenreichen Abschied haben wir zu siebent noch einen kleinen Ausflug unternommen. Es ging in einen der angeblich gruseligsten Orte Neuseelands, ins „Spookers“. Das „Spookers“ ist ein altes Backsteingebäude, was früher als eine Anstalt für psychisch kranke Menschen diente und nun zu einem Art Geisterhaus umfunktioniert wurde. Zu Beginn gab es eine zwanzig minütige Tour durch das Haus. Man muss sich das so vorstellen, wir laufen da zu siebt durch die rar beleuchteten Korridore und plötzlich erscheint aus der Wand eine Hand, oder sonst was. Dann gibt es kleine Räume, die zuerst einen ganz normalen Eindruck vermitteln. Ein Raum bestand aus einem Gefängnis, in dem ein Mann in einer Zelle saß und den Schlüssel verlangte, der sich am anderen Ende des Raumes befand. Wir stürmen alle auf den Schlüssel und kommt der Mann natürlich aus seiner Zelle und brüllt uns an. So gruselig war es dann aber noch auch wieder nicht, da durch die Schreie unserer weiblichen Gruppenmitglieder jeglicher Grusel schon vorweggenommen wurde. Nach dem Haus sind wir in ein zum Labyrinth umgebauten Maisfeld, wo wir uns in kleinere Gruppen aufgeteilt hatten. Es war stockdunkel und wir besaßen nur eine kleine Taschenlampe. Dann passiert es halt, dass auf einmal Mitten aus dem Maisfeld merkwürdig gekleidete Männer auf dich losstürmen und dabei eine knatternde Kettensäge in der Hand halten und nichts anderes als deinen Tod wollen. Das war schon deutlich angsteinflößender, geweint habe ich aber nicht und meine Hose blieb auch trocken.

Der Teller ist leer, der Kuchen Geschichte und ihr könnt gleich zum Erbrechen aufs Klo. Da beende ich unsere kleine Party heute mal langsam.

Den Blog heute habe ich verfasst, da ich gestern mit der festen Überzeugung aufgewacht bin am Dienstag einen Blog zu schreiben, gut dies konnte nicht hundertprozentig umgesetzt werden. Nichtsdestotrotz fällt dieser Blogeintrag mit einem erwähnenswerten Zahlenspiel zusammen. Einer der deutschen Freiwilligen machte mich gestern darauf aufmerksam, dass morgen noch einhundert Tage bis zur Rückkehr ins geliebte Eberswalde bleiben. Da war ich ja etwas schockiert und konnte ihm das nicht wirklich glauben. So wurde abends erst einmal gründlich nachgezählt und er lag falsch. Der Tag an dem meine Nase wieder die unverkennbare eberswalderanische Luft atmen darf, liegt von heute an nicht einhundert, sonder neunundneunzig Tage zurück. Oh Gott, nur noch zweistellig. Meine derzeitige Stimmungslage verleiht mich aber eher nicht zum Tage zählen, ich fühl mich gerade recht wohl am anderen Ende der Welt, so viel nur mal dazu.

Zum Abschied noch ein Geburtstagsrätsel:

Was ist das?


Und die Lösung ist:


Genau. Na, wer hat’s gewusst? Wer bekommt den Lolli?

Habt eine wollige Woche!

NeunUndNeunzig!!

Grüßt die Kiwis!!!

Euer Michi




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